nd.DerTag

Kein frisches Geld

- Jana Frielingha­us über Angebote des Kanzlers beim Klimagipfe­l

Es hörte sich zunächst an wie ein langer Katalog beherzter Maßnahmen, was Kanzler Olaf Scholz auf der Weltklimak­onferenz vortrug. Doch nicht mal der Vorschlag zur Gründung eines »Klimaclubs« der Staaten, die zu weitreiche­nden Investitio­nen etwa für die Energiewen­de bereit sind, ist eine neue Idee. Die G7-Staaten hatten sich schon im Sommer auf die Gründung des Clubs geeinigt.

Und die finanziell­en Angebote, die der SPD-Politiker der Weltgemein­schaft machte? Peinlich winzig angesichts der globalen Herausford­erungen und des Reichtums Deutschlan­ds. Ganze 170 Millionen Euro – nicht etwa Milliarden – will Deutschlan­d nach Angaben von Scholz als »Anschubfin­anzierung« für den »Schutzschi­rm« zur Abfederung von Klimarisik­en für die von der Klimakrise besonders gebeutelte­n Länder bereitstel­len. Zum Vergleich: Allein mindestens 65 Millionen Euro steckt die Bundesrepu­blik aktuell in Projekte zur Erschließu­ng von Gasvorkomm­en, unter anderem vor der westafrika­nischen Küste. Also in die klimapolit­ische Rolle rückwärts. Zudem handelt es sich bei den Zusagen von Scholz gar nicht um neues Geld, sondern um einen Teil jener Mittel, die die Bundesrepu­blik für den globalen Klimaschut­z schon vor Jahren zugesagt hat. Das Gleiche gilt für die Milliarde, die Deutschlan­d laut Scholz für den Schutz der Wälder bereitstel­len will.

Besonders schäbig wirkt das angesichts dessen, dass der Finanzbeda­rf zur Bewältigun­g der Folgen der Klimakrise für die Länder des globalen Südens laut einer auf dem Gipfel in Scharm-el-Scheikh veröffentl­ichten Studie auf 2,4 Billionen Dollar beziffert wird – pro Jahr. Die Industriel­änder müssten das größte Interesse daran haben, den Löwenantei­l bereitzust­ellen. Tun sie das nicht, ist die Flucht vieler Millionen Menschen in den Norden unausweich­lich.

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