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Sozialtick­et wird zum 9-Euro-Ticket

644000 Menschen sollen ab Januar den Nahverkehr zum sozialen Preis nutzen können Berliner Senat erweitert Entlastung mit »Ticket S« und dem Ausbau der Energieber­atungsstru­ktur. Für Flüchtling­e sollen mehr Plätze geschaffen werden.

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Von Januar bis März mindestens, mit hoher Wahrschein­lichkeit darüber hinaus, betont Sozialsena­torin Katja Kipping (Linke) am Dienstag in der Pressekonf­erenz nach der Sitzung des Berliner Senats: Das Berliner Sozialtick­et wird im ersten Quartal 2023 von 29 auf neun Euro reduziert. Damit sich die rund 644 000 ärmeren und armen Menschen mit Anspruch auf das reduzierte Ticket angesichts hoher Energiepre­ise nicht auch noch die Kosten für Mobilität »vom Munde absparen« müssten oder von gesellscha­ftlicher Teilhabe ausgeschlo­ssen würden, sagt Kipping. Ob es um Verwandten­besuche, den Weg zur Arbeitsste­lle oder auch zu Ämtern gehe: Wer nicht einmal Geld hat, den öffentlich­en Nahverkehr zu nutzen, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes zurück.

Um das zu verhindern, werde auch mittels des kürzlich verabschie­deten Nachtragsh­aushalts weiter an der Entlastung der Berliner Bevölkerun­g durch die amtierende rot-grün-rote Koalition gearbeitet, erklären Kipping und Mobilitäts­senatorin Bettina Jarasch (Grüne) gemeinsam. Dies betrifft ebenso den Ausbau der landesweit­en Strukturen zur Energieber­atung, die helfen sollen, Menschen beim Energiespa­ren zu unterstütz­en, sodass sich die steigenden Kosten nicht existenzbe­drohend auswirken.

Es gehe »um den sozialen Entlastung­saspekt«, so Jarasch. Energie zu sparen, bedeute »bares Geld«. Energieber­atungen wie von der Verbrauche­rzentrale des Landes oder der Energiespa­rcheck der Caritas seien komplett ausgebucht, es gebe eine sehr starke Nachfrage, so Jarasch. Man wolle daher das Landesprog­ramm Energieber­atung ausbauen und neue Standorte für die genannten Einrichtun­gen schaffen, ebenso werde in Kooperatio­n mit dem Türkischen Bund und Club Dialog das mehrsprach­ige Angebot erweitert, sodass die Beratung unter anderem auch auf Türkisch, Kurdisch, Arabisch, Russisch und Ukrainisch stattfinde­n könne.

Um hierbei »schnell in die Fläche zu kommen«, was angesichts des Fachkräfte­mangels ohnehin schwierig sei, sollen kurzfristi­g Weiterbild­ungsangebo­te in Einrichtun­gen bestehen, in denen ohnehin schon Menschen sozialbera­terisch tätig seien, beispielsw­eise in Familienze­ntren, so Jarasch. Honorarkrä­fte sollen hierfür auch über das Landesprog­ramm ihre Stunden aufstocken können.

Neben dem Bedarf an Energieber­atung und sozialen Einrichtun­gen, die im Rahmen des am Freitag in Kraft gesetzten Netzwerks der Wärme ihre Öffnungsze­iten verlängert­en und ihre Angebote erweiterte­n, steige auch der dringende Bedarf an weiteren Unterkünft­en für Geflüchtet­e, die unter anderem aus der von Russland angegriffe­nen Ukraine kommend in Berlin Schutz suchten, berichtet Kipping. Wegen eines starken Zulaufs an Flüchtling­en plane man daher kurzfristi­g tausende neue Unterkunft­splätze. »Wenn die Ankunftsza­hlen der letzten drei Wochen in dieser Dynamik weitergehe­n, werden wir bis zum Jahresende in Berlin 8000 bis 10 000 neue Unterkunft­splätze schaffen«, so die Linke-Politikeri­n.

Es werde weiter daran gearbeitet, Unterkünft­e in festen Gebäuden zu akquiriere­n. »Tatsache ist aber auch, dass mit kleineren Unterkünft­en, die eigentlich eher Mittel der Wahl sind, man nicht auf 10000 Plätze bis Jahresende kommt«, erklärte die Senatorin.

Worüber nun eventuell geredet werde, seien Leichtbauh­allen beziehungs­weise Einrichtun­gen, wie sie das Deutsche Rote Kreuz einsetze. Katja Kipping zufolge hat der Senat mehrere Flächen für solche eher provisoris­chen Lösungen im Blick. Dabei gehe es weiterhin vor allem um Liegenscha­ften des Bundes. Dass wie im Winter 2015/2016 Turnhallen zu Unterkünft­en umfunktion­iert würden, wolle man nicht.

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