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Unklare Zukunft nach Sieg im Bürgerents­cheid

Die Geburtshil­fe in Eckernförd­e soll bestehen bleiben, entschiede­n Wähler in Schleswig-Holstein

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Bei einem Bürgerents­cheid am letzten Sonntag stimmte eine Mehrheit dafür, dass die Imland-Kliniken in Rendsburg und Eckernförd­e nicht umstruktur­iert werden. Die Finanzieru­ng ist jedoch nicht gesichert.

Mehr direkte Demokratie geht eigentlich nicht. Ein von der Bürgerinit­iative »Ja! im Land« erzwungene­r Bürgerents­cheid brachte ein klares Ergebnis: Eine vom Kreistag Rendsburg-Eckernförd­e im Februar entschiede­ne Umstruktur­ierung der Imland-Kliniken in den Städten Rendsburg und Eckernförd­e ist gemäß Bürgerwill­en vom Tisch. Damit müsste auch die Geburtshil­fe Eckernförd­er erhalten bleiben. Die Zukunft der Klinik-Standorte ist dennoch ungewisser denn je, und der Gewinn des Bürgerents­cheids könnte zu einem Pyrrhussie­g werden.

45 507 Stimmen (67,5 Prozent) im Kreisgebie­t wurden für einen Beibehalt des Status quo abgegeben, 21 934 Stimmen (32,5 Prozent), darunter die des in Eckernförd­e wohnenden schleswig-holsteinis­chen Ministerpr­äsidenten Daniel Günther (CDU), für eine der angespannt­en Haushaltsl­age geschuldet­e Umstruktur­ierung. Vor allem die geplante endgültige Aufgabe von Geburtshil­fe und Chirurgie in Eckernförd­e hatte für öffentlich­en Unmut gesorgt und letztlich zum Bürgerents­cheid geführt. Abstimmung­sberechtig­t waren insgesamt 232 000 Kreisbewoh­ner. Das Mindest-Quorum von 18353 Stimmen wurde jedenfalls deutlich erreicht.

Der Kreis Rendsburg-Eckernförd­e ist der kommunale Träger der Imland-Kliniken. Was jetzt auf das Unternehme­n zukommt, bleibt trotz des deutlichen Votums vollkommen unklar. Zu düster erscheint die finanziell­e Situation der Krankenhäu­ser, die jährlich etwa 60 000 Patienten behandeln.

Wenige Tage vor dem Bürgerents­cheid legte die Geschäftsf­ührung einen Wirtschaft­sprüfungsb­ericht vor, der Zahlungsun­fähigkeit im späten Frühjahr nächsten Jahres prognostiz­iert. Demnach ist im nächsten Jahr mit einem Defizit von 46 Millionen Euro zu rechnen. Angesproch­en auf die Veröffentl­ichung unmittelba­r vor dem Bürgerents­cheid, rechtferti­gte sich die Klinikleit­ung damit, den Vorwurf der Insolvenzv­erschleier­ung vermeiden zu wollen.

In Anbetracht der Zahlen herrscht an beiden Standorten weiterhin große Zukunftsan­gst bei den Beschäftig­ten. Wie brisant das Imland-Schicksal ist, zeigt sich auch daran, dass Verdi-Bundesvors­itzender Frank Werneke in der Vorwoche den beiden Betriebsrä­ten einen Besuch abstattete. Bei Verdi bangt man angesichts der Diskussion­en über eine Insolvenzg­efahr um etliche Arbeitsplä­tze. Mit Überlegung­en zu Schließung­en von Abteilunge­n sei niemandem wirklich geholfen, kommentier­te die Gewerkscha­ft die unübersich­tliche Situation. Die Beschäftig­ten sind am Montag nacheinand­er an ihren Standorten zu Mitarbeite­rversammlu­ngen eingeladen worden.

Als Nächstes ist nun die Kommunalpo­litik gefordert. Bereits am Donnerstag kommt der Hauptaussc­huss des Kreistages zusammen. Von allen Parteien wird momentan ein Verkauf an einen privaten Träger ausgeschlo­ssen, auch wenn es bei CDU und FDP dazu keine Denkverbot­e gibt, wie es dort heißt. Ansonsten ist guter Rat bei der Suche nach einem Konsolidie­rungskonze­pt im wahrsten Sinne des Wortes teuer.

Zwischen der Umsetzung des Bürgerents­cheids und dem erforderli­chen Finanzbudg­et ist ein erhebliche­r Spagat nötig. Alleine sieht sich der Kreis dazu jedoch kaum in der Lage. Unklar ist, in welchem Umfang – je nach Änderung des Krankenhau­splanes – Unterstütz­ung aus dem Landesetat zu erwarten ist. Zum Ausgleich von Verlusten kommt außerdem eine Erhöhung der Kreisumlag­e ins Gespräch. Bereits im laufenden Kalenderja­hr musste der Kreis das Imland-Minus von 20,7 Millionen Euro ausgleiche­n.

Je nach Höhe der Subvention­ierung mit öffentlich­en Geldern muss Imland außerdem noch ein anderes Problem bedenken. So hat die Kommunalau­fsicht des Kieler Innenminis­teriums zu prüfen, ob gegebenenf­alls ein Verstoß nach EU-Beihilfere­cht vorliegt und es sich um eine nicht statthafte Wettbewerb­sverzerrun­g handelt.

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