IAEA in Sorge um Irans Atomprogramm
Behörde kann nicht mehr auf Daten zurückgreifen
Wien. Die stark eingeschränkte Überwachung des iranischen Atomprogramms führt laut Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) zu einem immer ungenaueren Kenntnisstand über Aktivitäten im Land. »Je länger die derzeitige Lage anhält, desto größer wird die Ungewissheit«, betonte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag. Seit Anfang 2021 kann die Behörde nicht mehr auf Daten ihrer Überwachungssysteme im Iran zugreifen, und im Juni musste sie 27 Kameras abbauen. Auch bei einer Rückkehr zu dem früheren Inspektionsmodus würden Informationslücken offen bleiben.
Trotz der Inspektionsprobleme legte die IAEA in Wien einen weiteren Quartalsbericht zum Iran vor. Demnach verfügt das Land über mehr als 62 Kilogramm hoch angereichertes Uran. Laut Experten reichen rund 50 Kilo des Materials für eine Atomwaffe, falls es noch etwas höher auf 90 Prozent angereichert würde. Laut dem Bericht trieb Teheran seit September den Ausbau seiner Anreicherungsanlagen voran. Grossi berichtete, dass Teheran die seit Langem geforderten Informationen zu geheimen Atom-Einrichtungen nicht geliefert habe. An einem Standort wurden laut IAEA Neutronendetektoren getestet. Solche Geräte können zur Entwicklung von Atomwaffen eingesetzt werden. Teheran hat weitere Gespräche mit der IAEA bis Ende November zugesagt.
Die Verhandlungen zur Wiederherstellung des Atomabkommens von 2015, das Irans Nuklearprogramm einschränken sollte, liegen seit Monaten auf Eis. Es fehlt die Zustimmung Teherans zum bereits ausverhandelten Lösungsentwurf, mit dem US-Sanktionen aufgehoben und die vereinbarten Einschränkungen wieder umgesetzt würden.