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Proteste aus Solidaritä­t mit den Getöteten im Iran

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Teheran. Die Proteste im Iran reißen nicht ab – ebenso wie die brutale staatliche Repression. Sicherheit­skräfte sind Berichten zufolge wieder gewaltsam gegen die Demonstrie­renden vorgegange­n. Im Südosten des Landes demonstrie­rten zahlreiche Menschen mehrere Wochen nach der blutigen Niederschl­agung von Protesten in der Stadt Zahedan, wie Augenzeuge­n am Mittwoch berichtete­n. Am 30. September waren in der Hauptstadt der Provinz Sistan-Belutschis­tan Dutzende Demonstran­ten getötet worden. Immer wieder strömen Protesttei­lnehmer nach der traditione­llen Trauerzeit von 40 Tagen auf die Straßen, um ihre Wut und Trauer auszudrück­en.

Aus Sorge vor Ausschreit­ungen waren viele Geschäfte in Zahedan geschlosse­n. Polizei und Sicherheit­skräfte reagierten laut Augenzeuge­n mit Schüssen und Tränengas auf Kundgebung­en rund um den Stadtfried­hof. »Das ist nun Alltag«, sagte ein Mann. Schon lange befindet sich die Stadt nach dem 30. September, fortan als »blutiger Freitag« bezeichnet, im Ausnahmezu­stand. Bewohner sprachen von bürgerkrie­gsähnliche­n Zuständen. Bei der Niederschl­agung der Proteste in Zahedan am 30. September waren nach Angaben der in Norwegen ansässigen Organisati­on Iran Human Rights (IHR) 93 Menschen getötet worden; 25 weitere in der Provinz starben in den darauffolg­enden Tagen.

Auch in anderen Landesteil­en gab es am Mittwoch aus Solidaritä­t Proteste. Die Einwohner mehrerer Städte sind aus Solidaritä­t mit den Opfern in den Streik getreten. In den kurdischen Städten Baneh, Kermanscha­h, Mariwan, Sanandadsc­h und Saghes im Westen Irans blieben die Geschäfte zum Ende der 40-tägigen Trauerzeit am Mittwoch geschlosse­n, teilte die Menschenre­chtsorgani­sation Hengaw in Oslo mit.

Wegen des gewaltsame­n Vorgehens der iranischen Behörden wollen die EU-Staaten am Montag Sanktionen gegen 31 weitere Verantwort­liche und Organisati­onen verhängen.

Die Außenminis­ter wollen Einreisesp­erren billigen sowie das Vermögen der iranischen Verantwort­lichen einfrieren, wie am Donnerstag in Brüssel verlautete. Betroffen sind unter anderem Kommandeur­e der Revolution­sgarden und hochrangig­e Polizeimit­glieder. Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) hatte das neue Sanktionsp­aket am Mittwoch angekündig­t. Auch der Bundestag rief die Bundesregi­erung in einem Antrag der Koalitions­fraktionen auf, »den bereits erhöhten politische­n und diplomatis­chen Druck auf das Regime in Teheran aufrecht zu erhalten«. Irans Außenminis­ter Hussein Amirabdoll­ahian drohte Deutschlan­d mit Reaktionen: »Unsere Antwort wird angemessen und entschloss­en sein«, schrieb er am Donnerstag auf Twitter.

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