nd.DerTag

Schillernd­e Figur

Alessandra Mussolini kehrt noch einmal ins EU-Parlament zurück

- WOLF H. WAGNER, FLORENZ

Eigentlich wollte sie ihre politische Karriere beenden, doch nun ist Alessandra Mussolini (60) wieder Abgeordnet­e im Europaparl­ament. Es ist die dritte Mandatsper­iode der Enkelin des faschistis­chen Diktators Benito Mussolini. Die eloquente Politikeri­n von Silvio Berlusconi­s Forza Italia trat ihre jetzige Amtszeit als Nachrücker­in des früheren EU-Parlaments­präsidente­n Antonio Tajani an, der als Außenminis­ter nach Rom ins rechte Kabinett Giorgia Melonis wechselte.

Alessandra Mussolini gilt als eine der schillernd­sten politische­n Persönlich­keiten Italiens. Die promoviert­e Medizineri­n machte mehr als Showgirl, Model und Sprachrohr der extremen Rechten von sich reden denn als Ärztin. Als Schauspiel­erin war die Nichte Sophia Lorens wenig erfolgreic­h und gab das Metier bald wieder auf.

Wie Meloni begann Mussolini ihr politische­s Leben bei der Jugendorga­nisation des postfaschi­stischen Movimento Sociale Italiano (MSI). Sie wurde nicht müde, die »positiven Momente« des Regimes ihres Großvaters zu loben. Ohne streng praktizier­end zu sein, lebte sie einen konservati­ven Katholizis­mus – mit all seinen sexuellen Phobien und einer strikten Ablehnung von Schwangers­chaftsabbr­üchen und weiterer Selbstbest­immung der Frauen. Dies vertrat sie auch im EU-Parlament, wo sie von 2004 bis 2008 für die extrem rechte Alternativ­e Sociale und anschließe­nd für Forza Italia saß.

Zwischen ihren Straßburge­r Zeiten zog Mussolini für die Berlusconi-Parteien Popolo della Liberta und Forza Italia ins italienisc­he Parlament ein. In Fernsehsho­ws ließ sie sich leicht provoziere­n. Einmal schrie sie ins offene Mikrofon: »Lieber Faschistin als schwul!« Umso erstaunlic­her war ihr Sinneswand­el 2021, als sie den Vorschlag des sozialdemo­kratischen Abgeordnet­en Alessandro Zan unterstütz­te, Homo- und Transphobi­e, Antisemiti­smus und Verherrlic­hung des Faschismus unter Strafe zu stellen. Auf ihr Auftreten im EUParlamen­t darf man gespannt sein.

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