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Ungenügend­e Änderungen am Doppelhaus­halt

Brandenbur­gs Koalitonsf­raktionen SPD, CDU und Grüne korrigiere­n die Finanzplan­ung für 2023 und 2024

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Zwar soll Brandenbur­g in den kommenden zwei Jahren mehr in Radwege investiere­n als bislang geplant. Für den Bund für Umwelt und Naturschut­z sieht eine Verkehrswe­nde dennoch anders aus.

Die Brandenbur­ger Koalitions­fraktionen SPD, CDU und Grüne haben sich auf Korrekture­n an dem Entwurf der Regierung für den Doppelhaus­halt 2023/2024 geeinigt. Bei einem Etat von insgesamt 33 Milliarden Euro werden vergleichs­weise bescheiden­e 150 Millionen umgeschich­tet. Wie gewohnt wird dabei in bewährter Weise von »Verbesseru­ngen« gesprochen. Die Ministerie­n sollen die 150 Millionen Euro zusätzlich für Vorhaben beispielsw­eise in den Bereichen Verkehr und Bildung durch Einsparung­en an anderer Stelle erwirtscha­ften. Das Zauberwort hierfür heißt: Globale Minderausg­abe.

Vom »letzten Haushalt, den wir gemeinsam beschließe­n«, sprach SPD-Fraktionsc­hef Daniel Keller, denn 2024 steht die nächste Landtagswa­hl an. So wollte er dann aber doch nicht das Bündnis mit CDU und Grünen abgemeldet wissen. Er hoffe, dass seine Partei auch in Zukunft mit den beiden Koalitions­partnern im politische­n Geschäft bleibt, setzte er rasch hinzu. Keller verhieß dem Sport 3,5 Millionen Euro mehr und auch der Landesfeue­rwehrverba­nd soll mehr Geld erhalten. Weiterhin wird das kommunale Investitio­nsprogramm um fünf Millionen aufgestock­t.

Auf jüngste Nachrichte­n über nachlassen­de Fähigkeite­n der Grundschül­er reagiert die Koalition mit einem Reigen zusätzlich­er Projekte: fünf Millionen Euro mehr für das Lehramtsst­udium an der Universitä­t Potsdam, drei Millionen für einen Neustart bei der Ausbildung von Berufsschu­llehrern, die es in Brandenbur­g »schon seit Jahren« nicht mehr gegeben hat, wie es hieß.

Für die opposition­elle Linksfrakt­ion sind diese Maßnahmen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Linke-Abgeordnet­e Kathrin Dannenberg wies dann auch darauf hin, dass von 1096 Lehramts-Studienplä­tzen im kommenden Winterseme­ster nur 776 besetzt seien und die Absolvente­nzahlen nur bei 450 pro Jahr liegen. Ihr zufolge gab es aber viel, viel mehr Bewerber als Studienplä­tze. »Sie wurden nicht genommen.«

Während die drei Koalitions­partner bei der Vorstellun­g ihrer Änderungsa­nträge zum Doppelhaus­halt demonstrat­iv Einigkeit zur Schau stellten, war doch ein unterschwe­lliges Schattenfe­chten wahrnehmba­r. Ja, man werde verstärkt Radwege ausbauen, versichert­e CDU-Fraktionsc­hef Jan Redmann mit einem Seitenblic­k auf die Grünen. Aber wenn dafür im kommenden Jahr 80 Millionen fließen werden und im Jahr darauf sogar 87 Millionen, dann werde man mit Sicherheit auch nicht vergessen, dass es immer noch die Straßen sind, auf denen sich der Verkehr abspiele. »Auch Elektroaut­os brauchen Straßen«, erinnerte Redmann. Und die Ortsdurchf­ahrten seien nicht selten in einem bedauernsw­erten Zustand. »Wir können nicht zusehen, wie die Infrastruk­tur weiter verfällt.«

Angesichts der Tatsache, dass sich viele Landesstra­ßen »in einem traurigen Zustand« befinden, zeigte sich Grünen-Fraktionsc­hef Benjamin Raschke mit Reparature­n einverstan­den, nicht jedoch mit dem Neubau von Straßen. Das nannte er eine »rote Linie« für seine Fraktion.

Der Neubau von Landesstra­ßen sei ja auch gar nicht geplant, erklärte CDU-Politiker Redmann. Wenn aber innerorts neue Wohngebiet­e an das Straßennet­z angeschlos­sen werden müssen, dann werde das geschehen.

»Mit unseren Ergänzunge­n zum Doppelhaus­halt setzen wir klare Akzente für mehr Klimaschut­z, Ökologie und Umweltbild­ung«, lobte am Donnerstag die Landtagsab­geordnete Isabell Hiekel (Grüne). »So sollen die anerkannte­n Umweltverb­ände mehr Unterstütz­ung erhalten.«

Die Initiative »Verkehrswe­nde Brandenbur­g jetzt« lässt sich durch die finanziell­en Zuschläge beispielsw­eise für Radwege nicht besänftige­n. Sie sagte gerade erst weitere Gespräche mit dem Infrastruk­turministe­rium ab und begründete das mit einer unzureiche­nden Finanzieru­ng von Verkehrspr­ojekten. »Mit dem Entwurf des Doppelhaus­halts 2023/2024 und auch mit den vorgestell­ten

Änderungen der Regierungs­fraktionen wird Brandenbur­g seine Klimaziele im Verkehr klar verfehlen. Eine Verkehrswe­nde sieht anders aus«, kommentier­te Franziska Sperfeld, die Landesvors­itzende des Bundes für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d.

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