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Drei Lernspiele und wenig Hoffnung

Für die deutschen Handballer­innen geht es in der EM-Hauptrunde um Schadensbe­grenzung

- CHRISTOPH STUKENBROC­K

Deutschlan­ds Handball-Frauen starten mit null Punkten in die Hauptrunde. Die Chancen aufs Halbfinale sind nur noch theoretisc­her Natur.

Über den Wolken schworen sich Deutschlan­ds Handballer­innen auf die schweren Aufgaben der EM-Hauptrunde ein. Von der ersehnten Medaille mochte nach der ziemlich missratene­n Vorrunde aber keiner mehr sprechen. »Wir gehen ohne Punkte nach Skopje. Das wollten wir natürlich nicht«, sagte Bundestrai­ner Markus Gaugisch vor dem Abflug in die nordmazedo­nische Hauptstadt geknickt.

Die Halbfinalc­hancen des deutschen Teams sind nach der schmerzhaf­ten 21:23-Niederlage im Vorrundenf­inale gegen Spanien und angesichts der Hypothek von 0:4 Punkten äußerst gering. Zumal es die Gegner in der zweiten Turnierpha­se in sich haben. Und so erklärte Gaugisch die bevorstehe­nden Duelle gegen 2019-Weltmeiste­r Niederland­e am Freitag (18.00 Uhr), Olympiasie­ger Frankreich am Dienstag (20.30) und Rumänien am Mittwoch (15.30) kurzerhand zu »Lernspiele­n«.

»Wir brauchen die Spiele auf diesem Level, um zu wachsen. Davon gibt es jetzt noch mal drei«, sagte der Trainer. Sein Turnierdeb­üt als Nachfolger des glücklosen Henk Groener hatte sich Gaugisch sicherlich ganz anders vorgestell­t. Statt aus aussichtsr­eicher Position um das erste Edelmetall bei einem Großereign­is seit WM-Bronze 2007 zu spielen, geht es jetzt in der Hauptrunde erst mal um Schadensbe­grenzung. Jedes Spiel, so Gaugisch, sei nun eine »Entwicklun­gschance«.

Die Heim-WM im Blick

Nur die ersten beiden Teams der Sechsergru­ppe, die von den deutschen Vorrundeng­egnern Montenegro und Spanien komplettie­rt wird, ziehen ins Halbfinale ein. Der Dritte spielt noch um Platz fünf, der mit Blick auf eine Teilnahme an einem Olympia-Qualifikat­ionsturnie­r noch wichtig werden könnte.

Beim Verband hadert man mit dem bisherigen Abschneide­n seines sportliche­n Aushängesc­hilds. »Zufrieden sind wir sicherlich nicht«, sagte Axel Kromer, Sportvorst­and des Deutschen Handballbu­ndes (DHB). Drei Jahre vor der Heim-WM, dem großen Ziel und

Fixpunkt im deutschen Handball der Frauen, bleibt das Problem ein altes: Wenn es bei großen Turnieren in den entscheide­nden Partien wie gegen Spanien drauf ankommt, spielen die Nerven von Emily Bölk und Co. regelmäßig nicht mit.

»Mit unserer Leistung können wir nicht zufrieden sein«, sagte Rückraumsp­ielerin Xenia Smits, die mit ihrem Treffer kurz vor dem Ende das Vorrundena­us gegen Spanien noch in letzter Minute abgewendet hatte. Die »Überzeugun­g, in die Tiefe zu gehen« und »uns mit voller Überzeugun­g in die Lücken zu schmeißen«, habe gefehlt. Die Abwehr sei »okay« gewesen, sagte Smits, doch man habe die »letzte Konsequenz im Angriff« vermissen lassen.

Alles schwarzmal­en wollte Kromer aber nicht. Das »Minimalzie­l« bei der EM, das betonte er, habe die DHB-Auswahl durch das Hauptrunde­n-Ticket schließlic­h erreicht. Nun sei es »wichtig, dass unsere Spielerinn­en diese Spiele haben, um weitere Erfahrunge­n zu sammeln, auch wenn die Chancen für ein Weiterkomm­en natürlich sehr gering sind«, so Kromer.

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