nd.DerTag

So etwas wie Besinnung

Vom G20-Gipfel kommen zarte Hoffnungss­ignale für Frieden in der Ukraine, meint René Heilig

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Das Forum der wichtigste­n Industrien­ationen und Schwellenl­änder ist nicht das beste, um Frieden in die Welt zu tragen. Schon deshalb nicht, weil einige der auf Bali Repräsenti­erten zumindest kurzfristi­g vom Massenmord im Osten Europas und der Verwüstung der Ukraine profitiere­n.

Beides dauert schon neun Monate an, und keine Seite kann auf einen Sieg hoffen. Inflation, Energie- und Nahrungsmi­ttelknapph­eit belasten Länder, die Strafen gegen Russland verhängt haben. Volkswirts­chaften drohen instabil zu werden. Grundlagen der westlichen Demokratie zerfließen, die Klimakrise galoppiert. All das dürfte dazu beigetrage­n haben, dass nun offenbar auf dem G20Gipfel eine Tür einen Spaltbreit geöffnet werden soll, die den Blick auf Perspektiv­en für einen Ausstieg aus dem Ukraine-Konflikt freigibt. Im Entwurf der Abschlusse­rklärung wird Moskaus Aggression mehrheitli­ch aufs Schärfste verurteilt und Russlands Rückzug vom ukrainisch­en Territoriu­m gefordert. Man bekräftigt, dass jeder Einsatz von Atomwaffen inakzeptab­el ist – und hält fest, dass es unterschie­dliche Ansichten über die Russland-Sanktionen gibt.

Die Formulieru­ngen spiegeln die Spannungen wider, die bei dem Treffen vorherrsch­en. Auch zeigen sie deutlich das Bemühen »kleiner« G20Mitglie­der, sich nicht in die Antagonism­en der Global Player hineinzieh­en zu lassen. Bemerkensw­ert ist jedoch: Weder China noch Indien stehen offenbar für ein pro-russisches Veto zur Verfügung. Und Moskau scheint sich, obwohl es am Pranger steht, nicht total zu verweigern. All das ist wenig mehr als die Besinnung auf etwas Vernunft. Wer glaubt, mehr zu erreichen – wohlan…

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