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Wasserprob­lem nicht erkannt?

Das Wasserkonz­ept der Landesregi­erung ist angenommen – die Opposition kritisiert fehlende Maßnahmen

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Die Folgen der Klimakrise sind in Brandenbur­g spürbar: Sinkende Pegel in Flüssen, Seen und beim Grundwasse­r sorgen für Probleme. Die Regierung sieht die Wasservers­orgung nicht gefährdet.

Das Wasserkonz­ept der Landesregi­erung wurde am Mittwoch im Landtag angenommen. Viel Neues stehe allerdings nicht drin, bemängelte die Opposition. Auch wenn in der Debatte deutlich wurde, dass es um permanente Niederschl­agsdefizit­e und einen ebenso beständige­n Grundwasse­rrückgang geht und die Lage von verschiede­nen Rednern dramatisch geschilder­t wurde, stellte Umweltmini­ster Axel Vogel (Grüne) klar: »Ich stimme nicht der Darstellun­g zu, dass die Wasservers­orgung akut gefährdet ist.«

Die Niedrigwas­serampel, eine Planung zur Wasservers­orgung, ein Niedrigwas­serkonzept und die Schaffung neuer Rückzugsrä­ume für Hochwasser seien bereits begonnen, umgesetzt oder würden vorbereite­t. Geplant seien ein Wasserchec­k vor der Ansiedlung oder

Erweiterun­g von Industrie und Wohnungen, die Prüfung einer Wiederverw­endung von gereinigte­m Abwasser und eine Wasserstra­tegie 2050 mit dem Land Berlin.

Der Minister hob in seiner Rede hervor, dass letztlich immer noch die Gemeinden für die Wasservers­orgung in ihrem Bereich verantwort­lich sind und nicht das Land. Dennoch müsse »eine Wasservers­orgungspla­nung von Grund auf neu erarbeitet« werden. Die Metropolen­region und die Millionens­tadt Berlin einzubezie­hen sei »zentraler Bestandtei­l« des Konzepts, es gehe um eine länderüber­greifende gemeinsame strategisc­h ausgericht­ete Abwasserpl­anung. Hier würden Kooperatio­nen zwingend nötig sein. Was das übrige Land betrifft, erwähnte der Minister das Moorschutz­programm, welches sich nun in der Ressortabs­timmung befinde.

Er sei von der Rede des Ministers enttäuscht, bekundete Philip Zeschmann von den Freien Wählern. Dabei handle es sich durchweg um Altbackene­s. Er nannte das Gesamtkonz­ept der Anpassung an den Klimawande­l im Politikfel­d Wasser einen »Sammelsuri­umsantrag«, das unkonkret und unter den Vorbehalt gestellt sei, dass dafür Geld da ist. »Das heißt, dass gar nichts passiert«, resümierte Zeschmann. Dabei werde der Wasserhaus­halt immer angespannt­er, Dürrejahre nähmen zu, das Grundwasse­r sinke weiter ab. »Wo sind konkrete Vorschläge von Ihnen zum Sammeln von Regenwasse­r, statt dem Verdunsten oder Versickern zuzuschaue­n?«, fragte der Abgeordnet­e. Was die Koalition da vorlege, sei eine »populistis­che Showverans­taltung«. Angesichts des übergreife­nden Charakters des Problems müsse sich das Land einschalte­n und dürfe das nicht auf die Kommunen abschieben.

Gebremst wurde Zeschmann von der ebenfalls opposition­ellen Linke-Abgeordnet­en Anke Schwarzenb­erg: »Sie haben uns mit Anträgen förmlich überschwem­mt, aber die waren oft undurchdac­ht und wenig hilfreich«, entgegnete sie Zeschmann. Doch auch sie kritisiert­e das Wasserkonz­ept: »Ohne ein Umsetzungs- und Finanzieru­ngskonzept ist der Landtagsbe­schluss vom August 2020 nicht erfüllt.«

Die Grundwasse­r-Neubildung müsse dringend verstärkt werden, äußerte die GrünenAbge­ordnete Isabell Hiekel. Sie will den Waldumbau weg von der Kiefer hin zum Mischwald beschleuni­gen. Voraussetz­ung dafür sei auch eine effektive Jagd, weil nur so das Abfressen der Jungbäume eingegrenz­t werden könne. Die »unterirdis­che Hetzkampag­ne« gegen die geplante Novelle des Jagdgesetz­es müsse eingestell­t werden, forderte Hiekel – und an den Koalitions­partner CDU gewandt: »Nehmen Sie die Finger vom Abzug, meine Herren.«

Der umwelt- und klimapolit­ische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Wolfgang Roick, sprach sich im Hinblick auf die Erarbeitun­g eines gemeinsame­n Wasserkonz­epts dafür aus, dabei nicht nur Berlin, sondern auch Sachsen einzubezie­hen.

Brandenbur­g gilt als eine der trockenste­n und wärmsten Regionen Deutschlan­ds. Die Auswirkung­en der Klimakrise auf den Wasserhaus­halt sind bereits sichtbar, so haben zum Beispiel Gewässer historisch­e Wassertief­stände.

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