nd.DerTag

Kurzsichti­ge Finanzpoli­tik

- Aert van Riel zum Bundeshaus­halt der rot-grün-gelben Koalition

Es ist immer schwierig, Prognosen für die nahe Zukunft abzugeben. Aber es zeichnet sich ab, dass das kommende Jahr hart wird. Es gibt zurzeit keine Perspektiv­en, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden kann. Auch im Nahen Osten droht weitere Gewalt, nachdem die Türkei und der Iran Stellungen der Kurden im Nordirak und in Nordsyrien angegriffe­n haben. Flucht, Tod und Elend sind die Folgen. Hinzu kommen Inflation und Wirtschaft­skrise, die die Menschen in der Bundesrepu­blik vor große Probleme stellen. Die Bundesregi­erung nimmt für sich in Anspruch, mit ihrem Haushalt die richtigen Antworten auf diese Krisen zu geben. Allerdings ist ihre Finanzpoli­tik kurzsichti­g und ungerecht. Denn von den Entlastung­spaketen profitiere­n vor allem Besserverd­ienende. Dabei ist es nicht schwierig, einen sozial gerechten Haushalt auf die Beine zu stellen. Voraussetz­ung dafür wäre die Umverteilu­ng von Vermögen. Doch die FDP, deren Klientel dann geschröpft werden müsste, kann sich entspannt zurücklehn­en. SPD und Grüne wollen nicht mal ansatzweis­e für eine Vermögensa­bgabe kämpfen, obwohl die beiden Parteien vor der Bundestags­wahl noch Sympathien für ein solches Instrument gezeigt hatten.

Außerdem müssten Teile des Finanzplan­s, zum Beispiel das gigantisch­e Aufrüstung­sprogramm für die Bundeswehr, überdacht werden. Vielmehr sollte die Regierung alles dafür tun, dass es nicht zu einer Konfrontat­ion zwischen den NatoStaate­n und Russland kommt. Denn diese Auseinande­rsetzung würde auch mit Atomwaffen ausgetrage­n werden. Dann wäre auch eine bis an die Zähne bewaffnete Bundeswehr keine Hilfe. Obwohl die Bedingunge­n dafür schwierig sind, darf Diplomatie für die deutsche Osteuropap­olitik kein Fremdwort mehr sein.

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