Armut zerstört Zukunftschancen
Ein Viertel der jungen Menschen ist armutsgefährdet und hat so schlechte Startbedingungen Arme Jugendliche haben einen deutlich schwereren Start in eine sichere Zukunft. Die Coronakrise hat die Lage noch verschärft. Sorge bereitet den Betroffenen auch die
Ein Aufwachsen in Armut kostet auch in Deutschland noch immer viele Kinder und Jugendliche eine gute Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt der »Monitor Jugendarmut in Deutschland 2022«, den die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) am Mittwoch vorstellte. »Jugendarmut beschneidet die Entwicklungs- und Teilhabechancen junger Menschen erheblich und oft dauerhaft«, so die BAG KJS.
Dabei seien Jugendliche und junge Menschen, die von Armut betroffen sind, dies vor allem durch ein geringes Einkommen ihres Elternhauses und/oder wegen ihres Bildungsstands. Die Startchancen der Betroffenen in ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben seien deutlich schlechter als bei finanziell besser abgesicherten jungen Menschen. Für den Monitor Jugendarmut wurden aktuelle Statistiken und Studien ausgewertet und aufbereitet, die sich mit den Lebensverhältnissen
junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren befassen.
Demnach ist rund ein Viertel der jungen Menschen unter 25 Jahren in Deutschland armutsgefährdet. Im vergangenen Jahr waren dies den Angaben zufolge gut vier Millionen junge Menschen. Besonders betroffen sind dabei mit 23,6 Prozent Haushalte mit drei oder mehr Kindern und mit 26,6 Prozent Haushalte Alleinerziehender.
»Dass 25 Prozent der Jugendlichen in Deutschland von Armut betroffen sind, kann uns nicht kalt lassen. Es ist eigentlich ein Skandal, dass das nicht stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert ist, gerade weil sich Armut auf alle Lebensbereiche auswirkt«, so Stefan Ottersbach, Vorstandvorsitzender der BAG KJS. Signifikant erhöht hat sich zudem der Anteil der minderjährigen Armutsgefährdeten, die nicht in
SGB-II-Bedarfsgemeinschaften lebten. Waren dies im Jahr 2011 noch 22 Prozent, lag der Wert im vergangenen Jahr schon bei 36 Prozent.
Verschärft wurde das Problem der Jugendarmut – wie so viele andere Missstände auch – durch die Coronakrise. Gleiches gilt für die derzeitige Preiskrise. »68 Prozent der jungen Menschen sorgen sich angesichts der aktuellen Entwicklungen, mit ihren Familien in Armut leben zu müssen, sich Wohnen und die Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten zu können,« so Ottersbach. Mit der Coronakrise verstärkt in den Fokus geraten ist dabei vor allem die digitale Teilhabe im Bereich Bildung – die künftig noch an Bedeutung gewinnen wird. Und auch hier sieht es laut Monitor schlecht aus für Armutsbetroffene. Diese verfügten demnach oft weder über geeignete Zugangsgeräte noch einen zuverlässigen Internetzugang. »Schon jetzt besitzen Schüler*innen in der neunten Klasse, deren Eltern erwerbslos sind, signifikant niedrigere digitale Kompetenzen. Gleichzeitig nehmen zahlungspflichtige Dienstleistungen im Internet zu und schließen in der Folge weniger zahlungskräftige Jugendliche aus«, heißt es in dem Bericht.
Besonders betroffen sind mit 23,6 Prozent Haushalte mit drei oder mehr Kindern und mit 26,6 Prozent Haushalte Alleinerziehender.