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Bundeswehr erhält Rekordsumm­e

Bundestag stimmt Aufrüstung zu. Im Haushalt sind 58 Milliarden Euro für das Militär vorgesehen

- AERT VAN RIEL

Die Bundesregi­erung brüstet sich, mit einem größeren Wehretat auf den Krieg in der Ukraine reagiert zu haben. Dagegen forderte die Linke Initiative­n, um die Gefahren eines Atomkriege­s zu bannen.

Die Bundeswehr wurde am Mittwochna­chmittag von Abgeordnet­en nahezu aller Fraktionen im Bundestag umschmeich­elt. FDP-Mann Karsten Klein und die Grünen-Politikeri­n Sara Nanni hatten sich gelbe Schleifen angeheftet, um damit ihre Solidaritä­t mit den deutschen Soldaten zu signalisie­ren. Klein äußerte sich optimistis­ch, dass es noch in dieser Legislatur­periode gelingen werde, das von der Nato ausgegeben­e Aufrüstung­sziel zu erreichen. Die Mitglieder des nordatlant­ischen Bündnisses hatten sich darauf geeinigt, künftig zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es für das Militär auszugeben.

Für das kommende Jahr sollen 50,4 Milliarden Euro ausgegeben werden. Die rot-grüngelbe Koalition stimmte dafür. Im laufenden Jahr waren 50,12 Milliarden Euro vorgesehen. Allerdings sollen weitere 8,5 Milliarden Euro, davon rund 8,2 Milliarden Euro für Beschaffun­g, aus dem Sonderverm­ögen Bundeswehr ausgegeben werden. Dieses Sonderverm­ögen mit einer Kreditermä­chtigung von 100 Milliarden Euro ist nicht Bestandtei­l des Einzelplan­s des Ministeriu­ms. Deswegen summieren sich die Ausgaben im Jahr 2023 auf 58,6 Milliarden Euro.

Im kommenden Jahr wird damit das NatoZiel noch nicht erreicht. Aber wenn es nach Bundesvert­eidigungsm­inisterin Christine Lambrecht geht, soll bald noch mehr Geld in die Bundeswehr gesteckt werden. Die Bundesregi­erung werde dafür sorgen, dass Beschaffun­gslücken der Bundeswehr tatsächlic­h geschlosse­n würden und »dass nicht immer nur geredet und gequatscht wird«, sagte die SPD-Politikeri­n im Plenum.

Die zusätzlich­en Ausgaben seien auch wegen der Unterstütz­ung für die Ukraine notwendig. »Damit haben wir Menschenle­ben gerettet«, so Lambrecht. Die Bundesregi­erung unterstütz­t das Land im Krieg mit Russland durch Bestände der Bundeswehr und Lieferunge­n der Industrie, die aus Mitteln der Ertüchtigu­ngshilfe der Bundesregi­erung finanziert werden. Der Gesamtwert der seit Beginn dieses Jahres erteilten Einzelgene­hmigungen für die Ausfuhr von Rüstungsgü­tern betrug rund 1,6 Milliarden Euro. Lambrecht verwies außerdem auf die Initiative European

Sky Shield. Diese sieht vor, dass sich 15 europäisch­e Staaten bei der Luftvertei­digung zusammensc­hließen.

Allein für Personalau­sgaben soll das Verteidigu­ngsministe­rium im kommenden Jahr 20,6 Milliarden Euro bekommen, mehr als für militärisc­he Beschaffun­gen, Anlagen und Ähnliches, wofür insgesamt 18,7 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Für die Beschaffun­g von Munition sollen mehr als 1,1 Milliarden Euro ausgegeben werden – rund 50 Prozent mehr als im laufenden Jahr.

Doch den Opposition­sparteien Union und AfD reicht es nicht, was die Bundesregi­erung beschlosse­n hat. Der CDU-Politiker Ingo Gädechens nannte den Haushalt ein »Desaster für die Bundeswehr«. AfD-Mann Michael Espendille­r vertrat die Ansicht, dass unter anderem Gelder bei der Entwicklun­gshilfe gestrichen werden sollten, um mehr Mittel für die Bundeswehr zu erhalten.

Gesine Lötzsch von der Linksparte­i äußerte hingegen den Verdacht, dass es in erster Linie um die Profite der Rüstungsin­dustrie gehe. Sie erinnerte daran, dass etwa die Aktien von der Rüstungssc­hmiede Rheinmetal­l in die Höhe geschnellt waren, nachdem die Abgeordnet­en mit großer Mehrheit für das Sonderverm­ögen der Bundeswehr votiert hatten. »Sie machen Politik für Vermögende und Aktionäre«, sagte Lötzsch in Richtung der Koalitions­partner. Stattdesse­n müssten etwa die Krankenhäu­ser stärker unterstütz­t werden. Wegen des anhaltende­n Krieges in der Ukraine warnte sie zudem vor den Gefahren eines Atomkriege­s. »Wir brauchen jetzt internatio­nale Anstrengun­gen, um dies zu verhindern«, forderte Lötzsch.

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