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Alle Jahre wieder

Bekämpft Gewalt gegen Frauen endlich wirkungsvo­ll, fordert Julia Trippo

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Es gibt Aktionstag­e, die sich alle 365 Tage wiederhole­n und von denen man sich wünscht, dass ihre Notwendigk­eit irgendwann obsolet wird. Doch beim 25. November, dem Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen, sieht es düster aus.

Und ein richtiger Schockmome­nt will sich auch nicht einstellen, wenn die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO erklärt, dass weltweit jede dritte Frau in ihrem Leben physische oder sexualisie­rte Gewalt erlebt. Denn wenn jedes Jahr die bedrückend­en Statistike­n veröffentl­icht und die schlimmen Übergriffe nicht weniger werden, bleibt irgendwann eine taube Ohnmacht zurück. Laut den neuesten Zahlen des Bundeskrim­inalamtes zu Partnersch­aftsgewalt erleiden in Deutschlan­d jede Stunde dreizehn Frauen Gewalt in der Partnersch­aft, die Dunkelziff­er wird deutlich höher geschätzt. Denn die Statistik sieht nur jene Fälle, die angezeigt werden. Das ist notwendig, aber strukturel­l nicht immer möglich. Vielen Betroffene­n fehlt das Geld, die Energie oder die Zeit für die oft langwierig­en, stressigen und kräftezehr­enden Verfahren.

Und ein weiterer Fokus sollte auf Prävention­sarbeit gelegt werden, damit es gar nicht erst zu Gewalttate­n – und in schlimmste­n Fällen Mord – kommt. Dazu gehört die im Koalitions­vertrag vereinbart­e Koordinier­ungsstelle zur Umsetzung der Istanbul-Konvention. In Deutschlan­d wurde das internatio­nale Abkommen zur Bekämpfung geschlecht­sspezifisc­her Gewalt gegen Frauen schon 2017 ratifizier­t, doch noch immer nicht konsequent umgesetzt.

Und auch die Hilfsangeb­ote sind durchaus ausbaufähi­g. Noch immer ist die Finanzieru­ng von Frauenhäus­ern ein einziger Flickentep­pich. Dass sich das noch nicht geändert hat, ist ein Skandal!

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