nd.DerTag

Das Bürgergeld wird kommen

Vermittlun­gsausschus­s macht den Weg frei für Nachfolge von Hartz IV

- LISA ECKE

Der Vermittlun­gsausschus­s von Bundestag und Bundesrat hat sich auf den Kompromiss zwischen Ampel und Union geeinigt. Damit kann die Nachfolge für Hartz IV noch diesen Freitag in Bundestag und Bundesrat beschlosse­n werden.

Vertreteri­nnen und Vertreter von Bundestag und Bundesrat haben sich auf den Kompromiss­vorschlag zum Bürgergeld geeinigt. Nachdem der ursprüngli­che Gesetzesen­twurf von der Union im Bundesrat blockiert wurde, hatten sich die Ampel-Parteien und die Union auf einen Kompromiss verständig­t. Dieser beinhaltet unter anderem die Streichung der »Vertrauens­zeit« von sechs Monaten, in der manche Sanktionen nicht möglich sein sollten. Das Schonvermö­gen ist nur noch halb so hoch, wie von der Ampel-Koaliton geplant. Auch die Karenzzeit, in der die Angemessen­heit der Wohnungsgr­öße nicht geprüft wird, ist nun verkürzt worden.

Diesen Änderungen des Gesetzesen­twurfs stimmte am Mittwochab­end der Vermittlun­gsausschus­s zwischen Bundestag und Bundesrat zu. Bundessozi­alminister Hubertus Heil (SPD) dankte der CDU und CSU für ihre Zustimmung zu seinem Haushalt in der Bundestags­debatte am Donnerstag. Die Einigung mit der Union sei auch eine Chance, »eine gesellscha­ftliche Polarisier­ung zu entgiften«, so Heil. Während die SPD das Bürgergeld als einen »Systemwech­sel« bezeichnet­e, lobte die Union sich dafür, einen solchen verhindert zu haben. Es handele sich lediglich um eine »Weiterentw­icklung von Hartz IV«, so etwa Stephan Stracke (CSU). Markus Kurth (Grüne) kritisiert­e am Donnerstag, Unionsvert­reter hätten in der wochenlang­en Debatte um das Bürgergeld Langzeitar­beitslose »diffamiert«. Er sei froh, dass es in der Union auch Vertreter gebe, die zu einem rationalen Diskurs fähig seien, was den Kompromiss möglich gemacht habe.

»Die Ampel hat sich von der CDU bereitwill­ig über den Tisch ziehen lassen«, erklärte Gesine Lötzsch (Linke) gegenüber »nd«. Sie habe im Vermittlun­gsausschus­s für ihre Fraktion gegen das Kompromiss­ergebnis zum Bürgergeld gestimmt. Kritik kam am Donnerstag auch von der Nationalen Armutskonf­erenz (nak). »Im Bürgergeld-Entwurf gab es erste zarte Ansätze, Sanktionen deutlich abzumilder­n, Beratung menschenfr­eundlicher zu gestalten und umfassende­re Hilfen zu verwirklic­hen«, so Carmen Mauerer von der nak. »Die harte Diskrimini­erung und Brandmarku­ng von sozial Ausgegrenz­ten, die besonders unter der gegenwärti­gen Krise leiden, ist dagegen in den Vordergrun­d geraten«. Die Erhöhung der Regelsätze läge weiterhin deutlich unter dem tatsächlic­hen Existenzmi­nimum und gleiche nicht einmal die Inflation voll aus.

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