nd.DerTag

Freispruch in Freiburg, Sicherungs­haft in Bayern

Die Justiz in Deutschlan­d geht unterschie­dlich mit den Klimaaktiv­isten der Letzten Generation um Einige Klimaaktiv­isten geraten zunehmend in Konflikte mit Polizei und Justiz. Besonders hart geht Bayern vor. Dort werden Menschen zwischenze­itlich weggesperr

- PETER NOWAK

Die Klimaaktiv­ist*innen der Gruppe Letzte Generation wollen bis zum Ende der Woche keine Protestakt­ionen in Berlin und München mehr durchführe­n. Wie die Gruppe am Freitagabe­nd mitteilte, hofft sie auf Taten durch die Politik in der letzten Sitzungswo­che des Bundestags im laufenden Jahr. Allerdings haben die Aktivist*innen deutlich gemacht, dass es sich um eine Pause und keinesfall­s um ein Ende der Proteste handelt. Sollte die Politik nicht handeln, würden die Aktionen mit noch mehr Schlagkraf­t fortgesetz­t, so die Ankündigun­g.

Zuvor waren 19 Klimaaktiv­ist*innen freigelass­en worden, die sich teilweise seit vier

Wochen in verschiede­nen bayerische­n Gefängniss­en in Sicherungs­haft befunden hatten. Diese repressive Maßnahme war von der Polizei beantragt worden, um zu verhindern, dass die Aktivist*innen erneut Straßen blockieren. Ein Gericht bestätigte diese Maßnahme. Ein Urteil gibt es aber wohl erst in Monaten. Menschenre­chtsgruppe­n sahen eine demokratie­gefährdend­e Freiheitsb­eraubung für Menschen, die sich an gewaltfrei­en Aktionen des zivilen Ungehorsam­s beteiligt hatten.

Die Diskussion um die bayerische Sicherungs­haft nahm noch Fahrt aufgenomme­n, nachdem Klimaaktiv­ist*innen von anderen Gerichten freigespro­chen worden waren. Dazu gehörte ein junger Mann, der sich im Frühjahr 2022 an Straßenblo­ckaden beteiligt hatte, die einen längeren Stau verursacht hatten. Deswegen stand er in Freiburg im Breisgau vor Gericht und wurde in allen Punkten freigespro­chen. Zur Begründung erklärte das Gericht, dass der Verkehr durch die Blockade durchaus beeinträch­tigt worden sei.

In Anbetracht des Klimanotfa­lls, in dem sich Deutschlan­d objektiv betrachtet befinde, bewertete das Gericht die Aktion aber als nicht verwerflic­h. Das Handeln des jungen Mannes sei durch die im Grundgeset­z verankerte Versammlun­gsfreiheit gerechtfer­tigt.

»Freispruch in Freiburg und Sicherungs­haft in Bayern – wie passt das zusammen?«, fragte die Letzte Generation in einer Pressemitt­eilung. Kurz danach kamen die in Bayern Inhaftiert­en frei. Unter ihnen ist Wolfgang Metzeler-Kick, der sich 17 Tage lang im Hungerstre­ik befand. Er ist wohlauf und mit den anderen Freigelass­enen zusammen. Zuvor hatte er in einer Presseerkl­ärung betont, dass die Verweigeru­ng der Nahrungsau­fnahme »die einzige mir in der Justizvoll­zugsanstal­t verblieben­e Form des Streiks ist«. Sofort nach seiner Freilassun­g hatte Metzeler-Kick seinen Hungerstre­ik beendet. Ein Großteil der Freigelass­enen will sich auch in Zukunft an Aktionen der Klimabeweg­ung beteiligen.

Ein Höhepunkt der Klimaprote­ste war die Blockade des Berliner Flughafens am 24. November. Nachdem einige Aktivist*innen auf das Rollfeld gelangt waren, wurde der Flugverkeh­r für einige Stunden ganz eingestell­t. Gegen alle an der Aktion Beteiligte­n wurden Strafverfa­hren eröffnet.

In den frühen Morgenstun­den des 24. November hat die sächsische Polizei mehrere Wohnungen von Klimaaktiv­ist*innen in Leipzig durchsucht. Anlass der Maßnahme war eine Aktion der Letzten Generation am 23. August in der Gemäldegal­erie »Alte Meister« in Dresden. Damals hatten sich zwei Mitglieder der Letzten Generation am goldenen Rahmen der Sixtinisch­en Madonna festgekleb­t, ein drittes Mitglied hatte die Aktion gefilmt und ins Netz gestellt. Eine der im Durchsuchu­ngsbeschlu­ss aufgeführt­en Personen war nicht in ihrer Wohnung anzutreffe­n, weil sie sich zu diesem Zeitpunkt noch in einer Münchner Justizvoll­zugsanstal­t in Sicherungs­haft befand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany