Prozess gegen iranischen Rapper
Tumadsch Salehi droht die Todesstrafe wegen Unterstützung der Proteste
Teheran. Im Iran hat ein Prozess gegen den prominenten Musiker Tumadsch Salehi begonnen, der während der bis heute dauernden Proteste verhaftet wurde. Die Verhandlung in der Millionenstadt Isfahan solle hinter verschlossenen Türen geführt werden, hieß es am Samstag auf dem Telegram-Kanal des Rappers. Laut Anklageschrift wird Salehi »Korruption auf der Erde« und »Krieg gegen Gott« vorgeworfen, zitierte das Justizportal »Misan Online« am Sonntag den Leiter der Justizbehörde der Provinz Isfahan, Assadollah Dschafari. Die Anklageschrift wurde demnach dem Gericht der gleichnamigen Provinzhauptstadt zugestellt. »Korruption auf Erden« gehört zu den schwerwiegendsten Anklagen im Rechtssystem der Islamischen Republik. Laut Dschafari wird dem Rapper im Einzelnen vorgeworfen, »Lügen im Internet sowie Propaganda gegen den Staat« verbreitet zu haben.
Salehi war vor rund vier Wochen festgenommen worden. Zuvor hatte er sich mit der Protestbewegung solidarisiert und die politische Führung kritisiert. Staatsmedien veröffentlichten dann ein Video, das den Rapper mit verbundenen Augen zeigen soll. Der gezeigte Mann entschuldigt sich darin für seine Worte. Familienangehörige werfen den Behörden vor, Salehi im Gefängnis gefoltert zu haben. Unterdessen ist der prominente iranische Blogger Hossein Ronaghi auf Kaution aus der Haft entlassen worden. Wie die iranische Nachrichtenagentur Isna am Samstag berichtete, wurde die Freilassung von der Justiz mit dem Sieg der iranischen Fußballnationalelf gegen Wales bei der Fußball-WM in Katar begründet. Bei den Massenprotesten im Iran sind nach Einschätzungen von Menschenrechtlern bislang mindestens 445 Demonstranten getötet worden. Unter den Toten seien auch 63 Kinder, berichtete am Freitag die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA.