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Unter Gleichgesi­nnten

Ex-Verfassung­sschützer Maaßen lobt ungarische Regierung

- PETER NOWAK

Der ehemalige Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen hat der ungarische­n »Budapester Zeitung« ein denkwürdig­es Interview gegeben. Er will Vorsitzend­er der Werteunion werden.

Um den ehemaligen Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, Hans-Georg Maaßen, war es in der letzten Zeit still geworden. Sein Ziel, als Bundestags­abgeordnet­er der Unionspart­eien deren rechten Flügel zu stärken, verfehlte er. In seinem Wahlkreis in Thüringen unterlag Maaßen bei der Bundestags­wahl seinem SPD-Gegenkandi­daten Frank Ullrich. Zu dessen Wahl hatte ein breites Bündnis aufgerufen, das Maaßens Sieg verhindern wollte. Denn der Ex-Verfassung­sschützer hatte sich nach seinem unfreiwill­igen Abschied vom BfV am rechten Rand zwischen Union und AfD etabliert. Dass er sich dort weiterhin wohlfühlt, zeigt sein jüngstes Interview mit der »Budapester Zeitung«, ein 1999 gegründete­s deutschspr­achiges Blatt aus Ungarn mit konservati­ver Ausrichtun­g.

Maaßen leitet das Interview mit einem Lob für die rechtskons­ervative ungarische Regierung ein: »Ich mag das Land, seine Geschichte und die bodenständ­ige, realistisc­he und traditions­bewusste Art, wie die Ungarn leben. Heute noch mehr als vor Jahren, weil ich den Eindruck habe, dass die Ungarn im Unterschie­d zu den Bürgern der meisten anderen EU-Staaten der linken Ideologisi­erung und Fanatisier­ung trotzen.« Damit reihte sich Maaßen in den Reigen jener rechten Politiker*innen ein, die in Viktor Orbán, Ungarns Ministerpr­äsidenten, ihr neues Idol gefunden haben, weil dieser es bisher geschafft hat, seine Rechtsauße­n-Agenda durchzuset­zen.

Wenn Maaßen bekundet, dass für ihn »eine Reise nach Ungarn eine Reise in die Normalität« sei, »wo ich nicht gezwungen werde zu glauben, dass es mehr als zwei Geschlecht­er gibt, und wo ich als weißer deutscher Mann nicht diskrimini­ert und diffamiert werde«, klingt er fast wie der AfD-Rechtsauße­n Björn Höcke, der seine Liebe zu Orbán in einer Rede auf einer Kundgebung am 3. Oktober in Gera ebenfalls zum Ausdruck brachte.

Nun will Maaßen trotz seiner Wahlnieder­lage weiter in der deutschen Politik mitmischen. Er will Vorsitzend­er der Werteunion werden, wie diese am vergangene­n Freitag mitteilte. Als Vereinigun­g der ganz Rechten im Umfeld der Union, die allerdings keine offizielle Parteiglie­derung ist, hat die Werteunion immer wieder Aufsehen erregt. Kontakte prominente­r Mitglieder zur AfD haben für Ärger in der Union gesorgt. So verlor der damalige Werteunion-Chef Max Otte seine CDUMitglie­dsrechte, weil er sich bei der Wahl des Bundespräs­identen für die AfD aufstellen ließ. Damals ließ Maaßen seine Mitgliedsc­haft in der Werteunion für einige Monate ruhen – vor allem aus taktischen Gründen.

Im Interview mit der »Budapester Zeitung« wird man kaum Unterschie­de zu AfD-Postionen feststelle­n. So lamentiert Maaßen über eine »politische Feindbekäm­pfung, die betrieben wird, und die hat nichts mit dem Grundgedan­ken einer freiheitli­chen Demokratie und eines freiheitli­chen Europas zu tun, sondern es sind Techniken der politische­n Linken, um unliebsame Personen oder politische Positionen mundtot zu machen«.

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