nd.DerTag

Strafe wegen Moskau-Nähe

- Aert van Riel zur Empfehlung der EU-Kommission gegen Ungarn

Viktor Orbán hat in Ungarn ein kleptokrat­isches System errichtet, in dem sich der Ministerpr­äsident und sein Umfeld bereichern. Obwohl dem Land die Streichung von EUGeldern droht, sieht Orbán keinen Grund, etwas daran zu ändern. Zum Schein versprach seine Regierung, die Korruption zu bekämpfen und die Unabhängig­keit der Justiz wiederherz­ustellen. Doch die konkreten Maßnahmen waren lachhaft. Deswegen hat die EU-Kommission nun Konsequenz­en gezogen. Sie empfiehlt den Mitgliedst­aaten, rund 13 Milliarden Euro einzufrier­en, die für Ungarn gedacht waren. Es bleibt abzuwarten, ob die EU-Staaten dies mit qualifizie­rter Mehrheit beschließe­n werden. Denn das in Budapest errichtete Modell autoritäre­r Herrschaft gilt für andere rechtskons­ervative Politiker in der Europäisch­en Union als Vorbild. Eine gewisse Nähe lässt sich etwa zwischen Orbán und der neuen italienisc­hen Regierungs­chefin Giorgia Meloni beobachten.

Es bestehen darüber hinaus Zweifel daran, dass es der EUKommissi­on wirklich in erster Linie um die Wahrung der Demokratie in dem Staatenver­bund geht. Andere Staaten in Südost- und Osteuropa haben eine ähnlich miserable Rechtsstaa­tsbilanz wie Ungarn, werden aber von der Brüsseler Behörde zumeist in Ruhe gelassen. Ihr ist es vor allem ein Dorn im Auge, dass Ungarn trotz des Angriffs auf die Ukraine weiter auf Öl und Gas aus Russland setzt und versucht, die eigene Bevölkerun­g gegen die EU aufzuhetze­n. Trotzdem ist ein Deal mit Budapest weiter denkbar. Schließlic­h soll das Land künftig keine Entscheidu­ngen der EU blockieren. Voraussetz­ung für eine gütliche Einigung ist, dass Orbán sich nicht noch abhängiger von Russland macht. Sonst wird er in der EU zum Ausgestoße­nen.

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