nd.DerTag

Sinnloses Draufhauen

- Rainer Rutz über Rot-Grün-Rot und die Berliner Wiederholu­ngswahl

Der Wahlkampf in der Hauptstadt war kurz, aber überaus aggressiv. Auch wenn die Spitzen der rot-grünroten Berliner Regierungs­koalition zuletzt freundlich­er miteinande­r umgegangen sind: In den Wochen zuvor hatten sich vor allem SPD und Grüne nichts geschenkt, auch Die Linke teilte bisweilen gegen die Bündnispar­tner aus. Innen-, Wohnungs-, Verkehrspo­litik: Innerkoali­tionäre Konflikthe­rde gibt es genug. Und es wird sie weiter geben, so denn SPD, Grüne und Linke ihr Bündnis fortsetzen. Rein rechnerisc­h ist das auch nach diesem Wahlsonnta­g möglich.

Rot-Grün-Rot mag insgesamt mit einem blauen Auge davongekom­men sein. Allein: Was die schon vor Beginn des Wahlkampfs vergiftete Stimmung unter den drei Regierungs­parteien angeht, dürfte das gegenseiti­ge Draufhauen wenig hilfreich gewesen sein. Das Raunen der SPD, die Grünen würden alle sozialpoli­tischen Errungensc­haften der Vergangenh­eit nach der Wahl gnadenlos rückabwick­eln, war hier ebenso kontraprod­uktiv wie das grüne Mitschunke­ln bei der Opposition­s-Hymne von der kaputten Berliner Verwaltung. Als hätte man nicht seit sechs Jahren mitregiert.

Ja, aus linker Perspektiv­e gibt es mit Blick auf die SPD-geführten Ressorts für Bauen und Inneres mehr als genug zu kritisiere­n. Zugleich muss man aber auch anerkennen, dass das Mitte-links-Bündnis seit seiner Neuauflage Ende 2021 im Dauerkrise­nmodus agierte. Dass sich der Senat als Ganzes bei der Unterbring­ung der Geflüchtet­en aus der Ukraine gut geschlagen hat. Dass Berlin als erstes Bundesland ein eigenes Entlastung­spaket auf den Weg gebracht hat. Immerhin: RotGrün-Rot hat eine zweite Chance bekommen. Die sollte genutzt werden.

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