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Zweite Chance für Mitte-Links

CDU gewinnt Berliner Wiederholu­ngswahl, aber es geht auch ohne sie

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Berlin. Auch das ist in Berlin eine Nachricht: Die Wiederholu­ng der Abgeordnet­enhauswahl verlief am Sonntag ohne nennenswer­te Pannen. Nach einer Hochrechnu­ng von 20 Uhr lag die CDU mit 27,9 Prozent der Stimmen klar vorn. Es folgten gleichauf die SPD der Regierende­n Bürgermeis­terin Franziska Giffey und die Grünen von Mobilitäts­senatorin Bettina Jarasch mit je 18,6 Prozent. Die Linke von Kultursena­tor Klaus Lederer kam auf 12,2 Prozent. Die AfD erhielt 9,1 Prozent. Die FDP musste mit 4,6 Prozent um ihren Wiedereinz­ug ins Parlament bangen.

Ein solches Ergebnis dürfte für eine Fortsetzun­g der Koalition aus SPD, Grünen und Linke reichen. Rein rechnerisc­h möglich wären auch Koalitione­n der CDU mit der SPD oder den Grünen. CDU-Spitzenkan­didat Kai Wegner will diese beiden Parteien zu Sondierung­srunden

einladen. »Ich habe nur erlebt, dass die CDU im Wahlkampf viele Türen zugeworfen hat«, wehrte die Regierende Bürgermeis­terin Giffey halb ab. Linke-Spitzenkan­didat Lederer erklärte, er sei »mit dem Ergebnis nicht unzufriede­n«. »Wir sind hier in Berlin stabil.« Lederer erinnerte, seine Partei habe 2011 mit 11,4 Prozent schlechter abgeschnit­ten.

Bei der vom Berliner Verfassung­sgerichtsh­of gekippten Pannenwahl im September 2021 hatte die SPD noch 21,4 Prozent erhalten, Grüne 18,9, CDU 18, Linke 14,1, AfD 8 und FDP 7,1 Prozent. Die Wahlbeteil­igung von 63,5 Prozent ist die drittschle­chteste seit 1950. Den Negativrek­ord gab es 2006 mit 58 Prozent. Die sehr ordentlich­e Wahlbeteil­igung von 75,4 Prozent im Jahr 2021 ergab sich aus der damals zeitgleich abgehalten­en Bundestags­wahl,

die regelmäßig für eine höhere Beteiligun­g sorgt. Die Wahlwieder­holung war nötig, weil der Verfassung­sgerichtsh­of die Abgeordnet­enhauswahl von 2021 wegen massiver Fehler für ungültig erklärt hatte. Damals hatten die Organisato­ren zu viele Briefwähle­r einkalkuli­ert und sich miserabel vorbereite­t. Es mangelte an Wahlkabine­n und Stimmzette­ln und es bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokale­n, die oft noch weit über 18 Uhr hinaus geöffnet blieben. Nun musste der Urnengang komplett wiederholt werden, wobei es nach Angaben des neu eingesetzt­en Landeswahl­leiters Stephan Bröchler nur unbedeuten­de Probleme gab, die schnell gelöst werden konnten. Das deckt sich mit Beobachtun­gen vor Ort. Über eine Wiederholu­ng der Bundestags­wahl in Berlin ist nicht abschließe­nd entschiede­n.

 ?? ?? Der Wähler, diesmal ein seltenes Wesen: Stimmabgab­e im Einhornkos­tüm in einem Wahllokal in Berlin-Friedrichs­hain.
Der Wähler, diesmal ein seltenes Wesen: Stimmabgab­e im Einhornkos­tüm in einem Wahllokal in Berlin-Friedrichs­hain.

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