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Angriff auf Ukraine mit Seedrohne

Russland könnte auf Nachschubw­ege aus dem Westen gezielt haben

- MATTHIAS MONROY Kommentar Seite 8

Eine Brücke in der Stadt Zatoka in der ukrainisch­en Region Odessa ist offenbar mit einer Seedrohne angegriffe­n worden. Ein in sozialen Medien kursierend­es grobkörnig­es Video zeigt ein kleines, vermutlich unbemannte­s Überwasser­schiff, das nach einigen Sekunden Fahrzeit unter zwei Stützpfeil­ern der Pidyomnyy-MistBrücke explodiert. Möglicherw­eise handelte es sich aber auch um eine Unterwasse­rdrohne, die erst kurz vor dem Ziel aufgetauch­t ist.

Die bei dem Angriff entstanden­en Schäden sind nicht zu erkennen. Das in der Dunkelheit aufgenomme­ne Video, das wohl von einer Überwachun­gskamera stammt, bricht nach dem Vorfall ab. Es wurde von russischen Medien und pro-russischen Kanälen auf Telegram verbreitet.

Bislang ist unklar, wer das Drohnenboo­t geschickt haben könnte, Russland hat dazu keine Erklärung abgegeben. Der ukrainisch­e Oberbefehl­shaber Walerij Saluschnyj soll den Angriff in einem Telefonat mit dem amerikanis­chen Generalsta­bschef Mark Milley eingeräumt haben. Nach Angaben der Zeitung »Daily Mail« soll außerdem der Militärkor­respondent des russischen Staatssend­ers VGTRK, Evgeny Poddubny, dazu gesagt haben: »Fast ein Jahr nach dem Beginn der speziellen Militärope­ration haben wir begonnen, unbemannte Drohnen einzusetze­n.«

Bei dem Ziel handelt es sich um eine wenige hundert Meter lange Auto- und Eisenbahnb­rücke über die Mündung des Flusses Dnjestr, über die das nur wenige Kilometer entfernte Moldawien und auch Rumänien als einzige Landverbin­dung erreichbar sind. Russische Truppen haben an dem Bauwerk bereits mehrmals Zerstörung­en mit Raketen angerichte­t. Beobachter vermuten daher, dass die Regierung in Moskau damit westliche Rüstungstr­ansporte behindern will. Alternativ­e Routen führen durch Moldawien, unweit von Transnistr­ien, wo Russland Truppen stationier­t hat.

Bislang hat nur die Regierung in Kiew im Ukraine-Krieg Seedrohnen eingesetzt und damit etwa Schiffe der Schwarzmee­rflotte angegriffe­n. Dass Russland im Besitz eigener Kamikazebo­ote ist, ist bislang nicht bekannt. Analysten merken an, dass diese auch aus dem Iran importiert sein könnten.

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