nd.DerTag

Tag der Freude für diesen und jenen

Kräftig zugelegt hat bei der Berliner Abgeordnet­enhauswahl nur die CDU. Aber auch Bundespoli­tiker von Linke und Grünen sind nicht unzufriede­n.

- ANDREAS FRITSCHE

»Berlin darf sich freuen. Berlin hat eine neue Regierungs­option. Die Regierung ist abgewählt«, jubelte Mario Czaja, Generalsek­retär der Bundes-CDU, am Sonntagabe­nd nach der ersten Prognose zur Berliner Abgeordnet­enhauswahl, die seiner Partei mit 27,5 Prozent ihr bestes Ergebnis seit 20 Jahren versprach. Der Anstand verbiete, dass die Koalition aus SPD, Grünen und Linke ihre Arbeit fortsetze.

»Es ist ein starkes Ergebnis für die CDU«, bestätigte der ehemalige Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD), der sein Amt 2021 an seine Genossin Franziska Giffey abgab und in den Bundestag einzog. Aber es gebe inhaltlich viel Trennendes zwischen SPD und CDU. Der aus Berlin stammende SPD-Generalsek­retär Kevin Kühnert plädierte für eine Fortsetzun­g der rot-grün-roten Koalition. Der SPD-Bundesvors­itzende Lars Klingbeil beklagte: »Wir hätten uns als SPD ein anderes Ergebnis gewünscht. Aber leider ist daraus nichts geworden.« Das sich in Berlin Dinge verändern müssen, bestätigte Klingbeil. Die Regierende Bürgermeis­terin Giffey habe aber dafür nur anderthalb Jahre Zeit gehabt und könne nicht verantwort­lich gemacht werden für Probleme, die vor ihrer Zeit verursacht worden sind. Nach Klingbeils Ansicht ist Giffey eine »gute Problemlös­erin«. Die CDU habe Türen zu möglichen Partnern zugeschlag­en durch ihr Auftreten im Wahlkampf.

Für die Linke war die Wahl nach einer Reihe von Niederlage­n im Bund und in anderen Ländern ein guter Start ins Wahljahr 2023. Bundestags­fraktionsc­hef Dietmar Bartsch sagte denn auch: »Angesichts der Gesamtlage ist das für uns ein sehr gutes Ergebnis. Die Linke ist wieder da.« Ähnlich äußerte sich die Linke-Bundesvors­itzende Janine Wissler. Sie erinnerte ebenfalls an die schwierige Situation, in der sich ihre Partei insgesamt befindet. »Von daher freue ich mich sehr«, sagte Wissler zu rund 12,5 Prozent für ihre Berliner Genossen. Auf diesem Ergebnis wolle die Bundespart­ei aufbauen. Die Linke genieße offensicht­lich starken Rückhalt in Berlin, analysiert­e Wissler. Soziale Gerechtigk­eit und bezahlbare Mieten, das seien wichtige Themen in der Stadt.

Gegen 19 Uhr meinte die Grüne-Bundesvors­itzende Ricarda Lang, ob SPD oder Grüne auf Platz 2 kommen, sei noch offen. In den ersten Hochrechnu­ngen lagen beide Parteien Kopf an Kopf. Die deutlichen Zugewinne der CDU und die Verluste der Koalitions­parteien erklärte Lang damit, dass die notwendige Wiederholu­ng der Wahl für viele Berliner »extrem frustriere­nd« gewesen sei. Trotz alledem sei es »ein starkes Ergebnis« für die Grünen. »Wir werden mit allen demokratis­chen Parteien Gespräche führen. Das gehört sich auch so«, so die Grünen-Chefin. Noch sei es jedoch viel zu früh, sich auf irgendetwa­s festzulege­n.

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