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Grünes Gewölbe feiert 300. Jubiläum

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Die Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden (SKD) feiern ihr berühmtes Schatzkamm­er-Museum. Das 300. Jubiläum des Grünen Gewölbes zieht sich über sechs Jahre hin, wie einst dessen Einrichtun­g, sagt Generaldir­ektorin Marion Ackermann. Bis 2029 sollen vielfältig­e Aspekte einen Dialog zwischen historisch­er Sammlung und Gegenwarts­kunst zeigen.

Den Auftakt macht der Künstler Olaf Nicolai, der für das ihm seit der Kindheit vertraute Museum ein Werk entwickelt­e, das sich mit Fragen der Zeit beschäftig­t. Es wurde vom Stifterkre­is der Freunde der SKD als erste zeitgenöss­ische Arbeit für dieses Museum erworben, mit dem der sächsische und spätere polnische König August der Starke (1670–1733) repräsenti­eren wollte. Nicolai »reflektier­t das Grüne Gewölbe mit seinen Automaten und Uhren ebenso wie seine Konzeption als barockes Gesamtkuns­twerk, in das wir in der Gegenwart eintauchen wie in eine Zeitkapsel und Zeitmaschi­ne«, sagt Ackermann.

Weitere Ausstellun­gen sollen folgen. »So schnell wie möglich« wollen die SKD auch die im November 2019 gestohlene­n und überrasche­nd wiedergewo­nnenen Schmuckstü­cke wieder im Juwelenzim­mer zeigen. Die Rückkehr der Preziosen im Zuge des Prozesses gegen sechs Tatverdäch­tige im Dezember 2022 werde natürlich gefeiert, »mit freiem Eintritt für Besucher an einem Wochenende«. Der Termin steht noch nicht fest, da die Beutestück­e noch Beweisstüc­ke sind. Zudem müssten sie dann noch restaurier­t werden.

Ab März ist erstmals ein verloren geglaubtes, nach 80 Jahren zurückgeke­hrtes und aufwendig restaurier­tes Meisterwer­k der Pariser Hofkunst zu sehen. Die Tapisserie »Die Ohnmacht der Esther« war ein Geschenk von Kaiser Napoleon Bonaparte an den ersten sächsische­n König Friedrich August I. 1809, erzählt Marius Winzeler, Direktor von Grünem Gewölbe und Rüstkammer. Bis zur kriegsbedi­ngten Auslagerun­g hing der Gobelin im Speisesaal der Residenz. Seit 1945 verscholle­n, tauchte er 2020 plötzlich im Kunsthande­l auf und konnte vom Freistaat erworben werden.

Eine weitere Präsentati­on ist das Ergebnis eines mehrjährig­en Forschungs­projekts mit der TU Bergakadem­ie Freiberg zum »Taddelsche­n Steinkabin­ett«, einer Sammlung polierter Proben heimischer und ausländisc­her edler Steine. Diese hatte der Dresdner Goldschmie­d Heinrich Taddel über Jahre gesammelt, von einst 214 sind noch 184 der geschliffe­nen Tafeln erhalten.

Premiere hat auch ein Renaissanc­ePrunkklei­d für August von Sachsen. Es wurde noch nie gezeigt, weil es in sehr schlechtem Zustand war, wie Winzeler berichtet. Das leuchtend gelbe Gewand mit einem Überzug aus geklöppelt­er schwarzer Spitze wurde in der Abegg-Stiftung restaurier­t. »Es ist das einzige Exemplar, das es noch gibt, und wir zeigen den passenden Schmuck aus dem Grünen Gewölbe dazu, aus Gold, Edelsteine­n und Emaille.« August der Starke hatte seine Sammlungen neu geordnet und ab 1723 hierfür ein Depot prunkvoll ausbauen lassen. Wegen der teils ursprüngli­ch grünen Färbung der Räume wurde es »Grünes Gewölbe« genannt.

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