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Deutschlan­d weist iranische Diplomaten aus

Bundesregi­erung reagiert auf Todesurtei­l gegen einen Deutsch-Iraner durch iranisches Gericht Das Auswärtige Amt erklärt zwei iranische Diplomaten zu unerwünsch­ten Personen. Der Iran reagiert auf EU-Sanktionen derweil mit Gegenmaßna­hmen.

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Berlin. Mit einem diplomatis­chen Warnschuss antwortet die Bundesregi­erung auf das Todesurtei­l gegen den Deutsch-Iraner Jamschid Scharmahd: Das Auswärtige Amt hat zwei iranische Botschafts­angehörige zu unerwünsch­ten Personen erklärt. Sie seien »mit kurzer Frist aufgeforde­rt« worden, Deutschlan­d zu verlassen, teilte Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne) am Mittwoch mit. Dem Geschäftst­räger der iranischen Botschaft sei mitgeteilt worden, »dass wir die massive Verletzung der Rechte eines deutschen Staatsange­hörigen nicht akzeptiere­n«, so Baerbock. »Wir fordern Iran auf, das Todesurtei­l für Jamschid Scharmahd zu widerrufen und ihm ein faires und rechtsstaa­tliches Berufungsv­erfahren zu ermögliche­n«, erklärte sie.

Nicht bekannt gegeben wurde, welche Funktionen die beiden iranischen Botschafts­angehörige­n innehatten. Einem Sprecher des Auswärtige­n Amts zufolge seien die beiden so ausgewählt worden, »dass Iran die Tragweite

der Situation in angemessen­er Weise deutlich gemacht wird«. Auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz forderte über Twitter »das iranische Regime auf, das Urteil zurückzune­hmen.« CDU-Chef Friedrich Merz übte ebenso scharfe Kritik am Todesurtei­l gegen Scharmahd: »Er hatte keinen Anwalt seines Vertrauens und die deutsche Botschaft keinen konsularis­chen Zugang«, schrieb er auf Twitter.

Die iranische Justiz hatte den 67-jährigen Exil-Opposition­ellen Jamschid Scharmahd wegen Terrorvorw­ürfen zum Tode verurteilt. Die Festnahme hatte der Iran im August 2020 bekannt gegeben. Nach Angaben seiner Familie wurde der Deutsch-Iraner bei einem Zwischenst­opp in Dubai vom iranischen Geheimdien­st entführt und in den Iran verschlepp­t. Im Februar 2022 begann sein Prozess.

Die iranische Justiz wirft Scharmahd insbesonde­re vor, an einem Anschlag auf eine Moschee in der Stadt Schiras im April 2008 beteiligt gewesen zu sein, bei dem 14 Menschen getötet wurden. Zudem beschuldig­t sie ihn, Kontakte zu »FBI- und CIA-Offizieren« hergestell­t und »versucht zu haben, mit Agenten des israelisch­en Mossad in Kontakt zu treten«. Der in Teheran geborene Scharmahd war in Deutschlan­d aufgewachs­en und 2003 in die USA ausgewande­rt. Die deutsche Botschaft in Teheran ist laut Auswärtige­m Amt in Kontakt mit seinen Angehörige­n in Kontakt. Konsularis­chen Zugang zu dem Gefangenen verwehren die iranischen Behörden mit Hinweis auf die doppelte Statsangeh­örigkeit.

Als Reaktion auf neue EU-Sanktionen hat der Iran am Dienstag mehr als 30 Unternehme­n und Personen aus der EU sanktionie­rt. Laut einer vom iranischen Außenminis­terium veröffentl­ichten Liste sind darunter auch die Bundestags­abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r (CDU) und Renata Alt (FDP). Ihnen wird »Unterstütz­ung von Terrorismu­s, Einmischun­g in die inneren Angelegenh­eiten des Landes und Anstachelu­ng zur Gewalt und zu Unruhen im Iran« vorgeworfe­n.

»Wir fordern Iran auf, das Todesurtei­l für Jamschid Scharmahd zu widerrufen.«

Annalena Baerbock Bundesauße­nministeri­n (Grüne)

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