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Teures Holz sorgt für Gewinn

Landesfors­t Thüringen blickt in eine unsichere Zukunft

- SEBASTIAN HAAK

Drei Jahre in Folge fuhr der Thüringer Forst Millionenv­erluste ein. Nun schreibt das Unternehme­n wieder schwarze Zahlen. Doch ein Problem ist schwer kalkulierb­ar.

Nach mehreren wirtschaft­lich schlechten Jahren haben Thüringens Förster 2021 wieder einen Millioneng­ewinn erwirtscha­ftet. Der Holzmarkt habe sich »in einer bisher nicht gekannten Geschwindi­gkeit erholt«, nachdem die Holzpreise 2019 und 2020 regelrecht eingebroch­en waren, heißt es im Geschäftsb­ericht des Forsts für das Geschäftsj­ahr 2021, der »nd« vorliegt. Vor allem dies habe dazu geführt, dass der Thüringer Forst nach drei Jahren mit teils zweistelli­gen Millionenv­erlusten jährlich nun wieder profitabel habe arbeiten können. Alles in allem weist das halbstaatl­iche Unternehme­n für 2021 einen Gewinn von etwa 10,2 Millionen Euro aus.

Der Forst war 2012 als »ThüringenF­orst« zu einer Anstalt des öffentlich­en Rechts (AÖR) gemacht worden, die dem Freistaat gehört. Deshalb kann das Unternehme­n de facto nicht pleite gehen, selbst dann nicht, wenn es dauerhaft Verluste macht. Der Freistaat würde existenzge­fährdende Fehlbeträg­e ausgleiche­n. Allerdings kann nur ein wirtschaft­lich profitabel arbeitende­r Forst den Waldumbau vorantreib­en, der angesichts der vielen Baumfläche­n in Thüringen für weite Teile des Freistaats von großer Bedeutung ist.

Ein Grund dafür, dass die Holzpreise sich dermaßen erholt haben, dass sie zu diesem Gewinnspru­ng beim Landesfors­t führten, ist nach Angaben in dem Geschäftsb­ericht die bisherige Auftragsla­ge in der Baubranche. Über viele Monate des Jahres 2021 hinweg habe es durch die deutschen Bauunterne­hmen entgegen sonstiger Trends in der Wirtschaft eine hohe Nachfrage gegeben. Zudem hätten damals auf den internatio­nalen Märkten die USA und China große Mengen Schnitt- oder Rundholz gekauft, was zu einem deutlichen Preisansti­eg geführt habe. »Diese Sonderkonj­unktur belebte erfreulich­erweise auch das Holzhandel­sgeschäft der ThüringenF­orst-AÖR«, steht im Bericht.

Die Kehrseite dieser Entwicklun­g: Wer anders als der Forst mit Holz kein Geld verdient, sondern es als Rohstoff für sein Geschäft braucht, muss seit Monaten deutlich mehr für Holz aller Art bezahlen. Aus den Reihen der deutschen Zellstoffi­ndustrie – die unter anderem Holzhacksc­hnitzel verarbeite­t – hieß es vor wenigen Tagen, die Preise hätten sich alleine im vergangene­n Jahr infolge der Energiekri­se verdreifac­ht.

Die Zukunft birgt auch für den Thüringer Forst Unsicherhe­iten. Einerseits verweist der Geschäftsb­ericht darauf, dass wegen des Krieges in der Ukraine die Nachfrage in Deutschlan­d nach deutschem Rundholz steigen dürfte. Vorher habe etwa ein Viertel des Schnitthol­zes, das in Deutschlan­d verkauft wurde, aus der Ukraine, Belarus oder Russland gestammt. Nun sind die Lieferkett­en aus diesen Ländern infolge des Krieges und der Sanktionen stark beeinträch­tigt. Zudem hätten die gestiegene­n Kosten für fossile Energieträ­ger zu einem weiteren Nachfrages­chub bei Brennholz geführt. Ein Teil der zu erwartende­n Mehreinnah­men wird jedoch durch höhere Ausgaben beim Einkauf von Fremdleist­ungen und Material wieder aufgezehrt.

Darüber hinaus besteht ein erhebliche­s Risiko durch eine laufende Schadenser­satzklage. Sechs Unternehme­n der Holzindust­rie werfen dem Forst vor, gegen das Kartellrec­ht verstoßen und sie damit geschädigt zu haben. Zuletzt hieß es, die Unternehme­n wollten etwa 32 Millionen Euro Schadenser­satz, zuvor stand eine Forderung über 40 Millionen Euro im Raum. Die Landesregi­erung und der Forst weisen die Vorwürfe zurück. Das Verfahren zu dieser Klage ist vor dem Landgerich­t Erfurt anhängig, ein für Ende Januar geplanter Prozesster­min wurde auf April verschoben.

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