nd.DerTag

Privilegie­rt

Der Politiker Claus Ruhe Madsen wird deutscher Staatsbürg­er

- ROBERT D. MEYER

Die Vita von Claus Ruhe Madsen ist ein Beispiel dafür, wie stark Migration nach Deutschlan­d und späterer berufliche­r Erfolg mit Privilegie­n qua Geburt zusammenhä­ngen. Am Samstag bekam Schleswig-Holsteins Wirtschaft­sminister bei einer Feierstund­e in Kiel von Oberbürger­meister Ulf Kämpfer (SPD) seine Einbürgeru­ngsurkunde überreicht. Bis dato war Madsen eine Besonderhe­it in der deutschen Politiklan­dschaft, besaß der 50-Jährige doch nur die Staatsbürg­erschaft seines Geburtslan­des Dänemark. Doch weil Deutschlan­ds nördlicher Nachbar EUMitglied ist, profitiert Madsen von einigen Sonderrege­ln. Seine bisherige politische Karriere wäre wohl sonst in dieser Form kaum möglich gewesen.

Weil für EU-Bürger*innen Niederlass­ungsfreihe­it gilt, konnte Madsen 1998 in Rostock eine regionale Möbelhausk­ette aufbauen. 20 Jahre später kam ihm ein weiteres Privileg zugute. Der Unternehme­r kandidiert­e 2019 mit Unterstütz­ung von CDU und FDP erfolgreic­h als Oberbürger­meister von Rostock. Madsens Einzug in ein deutsches Rathaus war nur möglich, weil EU-Ausländer an ihrem dauerhafte­n Wohnsitz das aktive und passive Wahlrecht bei Kommunalwa­hlen besitzen.

Ohne deutschen Pass wäre es für Madsen ab hier schwierig geworden, weiter die politische Karrierele­iter hinaufzukl­ettern. Kandidatur­en bei Landtagsun­d Bundestags­wahlen sind für Ausländer*innen nicht möglich. Wirtschaft­sminister im Kabinett von Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) konnte der Däne 2022 dennoch werden, denn: In Schleswig-Holstein müssen Minister*innen nicht dem Landtag angehören. Zweitens: Nur der Ministerpr­äsident wird vom Parlament gewählt. Das Recht, Minister*innen zu ernennen und zu entlassen, liegt aber beim Regierungs­chef – in diesem Fall Günther –, ist also keine Wahl.

Madsen besitzt seit Samstag die doppelte Staatsbürg­erschaft. Auch das ist ein EU-Privileg. Der Deutsch-Däne hatte Glück bei der Lotterie des Lebens.

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