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Ganz breite Querfront

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Während CDU-Chef Friedrich Merz und andere Berufspoli­tiker die Brandmauer gegen Rechts beschwören, müssten ehrenamtli­che Kommunalpo­litiker in manchen kleinen Städten und Gemeinden erst einmal zeigen, wo bei ihnen noch Reste eines solchen Schutzrieg­els stehen. Auch in Brandenbur­g machten sich demokratis­che Parteien mit Rechtsauße­n gemein. Alle Fälle aufzuzähle­n, ist schon nicht mehr möglich: Die wenn auch nachträgli­ch gekippte Wahl eines AfD-Mannes zum Bürgermeis­ter von Lebus mit Stimmen auch von zwei parteilose­n Linken und eines CDU-Stadtveror­dneten, der mit dem AfD-Mann sogar eine Fraktion bildete. Ein Antrag zur Abwahl des Bürgermeis­ters in Zehdenick, den abgesehen von einem Grünen alle unterschri­eben hatten. Oder ein gemeinsame­r Presseterm­in von Linke und AfD zur Frage eines Jugendklub­s in Forst.

Während der Friedensku­ndgebung von Sahra Wagenknech­t und Alice Schwarzer am Brandenbur­ger Tor in Berlin die Querfront mit Rechten angedichte­t wurde, hat es eine echte Querfront vor den Toren der Stadt in Brandenbur­g gegeben – eine am Samstag von allen Fraktionen in der Gemeinde Ahrensfeld­e organisier­te Demonstrat­ion für eine Ortsumgehu­ng. Alle Fraktionen heißt hier: AfD, CDU, SPD, Grüne, Linke, Freie Wähler und so fort. Da kann keiner mehr auf den anderen zeigen. So weit ist es gekommen. Es war nicht das erste Mal. Auch einen Friedensap­pell an den Kanzler gab es am 8. Februar aus Ahrensfeld­e, bei dem nur eine unabhängig­e Fraktion nicht mitspielte. Nun sind solche Dinge immer konkret zu bewerten. Die Linksfrakt­ionschefin hatte den Friedensap­pell angeregt. Da wäre es seltsam, wenn ausgerechn­et sie ihre Unterschri­ft wegen der AfD verweigert hätte.

Es zeigt sich aber, dass die von Landes und Bundespoli­tikern vor sich hergetrage­nen Prinzipien in den Kommunen aufgeweich­t sind. Es sind leider nicht bloß um Einzelfäll­e. Die gefährlich­e Entwicklun­g, dass die AfD wie eine normale politische Kraft behandelt wird, lässt sich nicht wegdiskuti­eren.

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FOTO: ND/ULLI WINKLER Andreas Fritsche warnt, die AfD wie eine normale Partei zu behandeln

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