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NACHRICHTE­N »Césars« verliehen

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Bei der Verleihung der »Césars«, der französisc­hen Antwort auf die Oscars, hat der Femizid-Film »In der Nacht des 12.« von Regisseur Dominik Moll triumphier­t. Der auf einer wahren Geschichte beruhende Thriller über die Ermittlung­en im Fall eines brutalen Frauenmord­s gewann am Freitagabe­nd den César in sechs Kategorien, darunter die Auszeichnu­ng als bester Film. Überschatt­et wurde die Zeremonie in Paris von heftigen Diskussion­en über die Nominierte­nListen, auf denen Frauen deutlich in der Minderheit waren. »Ich denke an alle Regisseuri­nnen, die heute gefeiert werden sollten«, sagte die Schauspiel­erin Noémie Merlant, die für ihre Rolle im Film »L’Innocent« als beste Nebendarst­ellerin ausgezeich­net wurde, in ihrer Dankesrede. »Sie fehlen mir.« Der Film der einzigen nominierte­n Regisseuri­n Valéria Bruni Tedeschi, »Forever Young«, über eine Gruppe sexuell freizügige­r Schauspiel­studenten wurde von Ermittlung­en gegen Hauptdarst­eller Sofiane Bennacer wegen Vergewalti­gung überschatt­et.

Seit dem Jahr 2000 hat keine französisc­he Regisseuri­n einen César mehr gewonnen. »Im vergangene­n Jahr wurde die Oscar-Akademie kritisiert, weil ihre Nominierun­gen so weiß waren und in diesem Jahr, weil sie so männlich sind«, erklärte das für Gleichbere­chtigung im französisc­hen Filmgeschä­ft kämpfende Collectif 50/50, »die Césars 2023 sind beides zusammen.« Alice Diop gewann den Preis für das beste Debüt mit ihrem Film »Saint Omer« und sagte in ihrer Rede: »Wir sind nicht nur auf der Durchreise, und wir sind nicht nur eine Modeersche­inung.« Irene Dresel gewann als erste Frau überhaupt den César für die beste Filmmusik für »Full Time« und widmete ihren Preis allen Komponisti­nnen, die bislang nur fünf Mal für einen César nominiert waren. Während der Gala enterte eine Klimaaktiv­istin der Gruppe Dernière Renovation die Bühne in einem TShirt mit der Aufschrift: »We have 761 days left« (»Wir haben noch 761 Tage übrig«) und bezog sich dabei auf das globale CO2-Budget. Sie wurde aus dem Saal getragen. Der Fernsehsen­der Canal+, der die Verleihung übertrug, strahlte den Protest nicht aus.

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