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Sie weiß, was sie kann

Kunstturne­rin Elisabeth Seitz misslingt das Saisondebü­t beim Weltcup-Auftakt in Cottbus – und lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen

- ANDREAS FRANK, COTTBUS

Ein ungeplante­r Zwischensc­hwung, ein Sturz beim Abgang: Stufenbarr­en-Europameis­terin Elisabeth Seitz hat ihren Einstand in die vorolympis­che Saison verpatzt. Zwei Neulinge überzeugen.

Elisabeth Seitz lächelte etwas verkrampft, begleitet von einem verlegenen Schulterzu­cken: Der Stufenbarr­en-Europameis­terin ist der Einstand in die vorolympis­che Saison ziemlich misslungen. Beim Weltcup-Turnier in Cottbus leistete sich die deutsche Rekordmeis­terin am Doppelreck gleich zwei Patzer und war am Ende ohne jede Medaillenc­hance.

Zwischen Kippe und Jägersalto musste die Stuttgarte­rin einen ungeplante­n Zwischensc­hwung einlegen. Hinzu kam ein Sturz beim Abgang, ausgelöst durch ein Abrutschen der linken Hand vom oberen Holm. Am Ende standen nur 12,066 Punkte und ein achter Platz zu Buche.

Kein Grund zur Panik

»Alles ist gut. Ich bin noch nicht ganz auf dem perfekten Fitness-Level, aber eigentlich bin ich mit meiner Übung schon weiter als gedacht«, sagte die 29-Jährige ohne jede Panik in der Stimme. Die Europameis­terin weiß, was sie an ihrem Paradegerä­t kann, und die vor-olympische Saison hat schließlic­h gerade erst begonnen: Auf dem Weg zu den Europameis­terschafte­n im April im türkischen Antalya wird Seitz im März noch einen weiteren

Start beim DTB-Pokal in Stuttgart absolviere­n, ehe nach der EM die deutschen Meistersch­aften im Juli in Düsseldorf sowie die WM im Oktober in Antwerpen folgen.

Außerdem konnte Seitz auch bereits kürzlich unter Beweis stellen, dass die neue Kür durchaus funktionie­rt. Am Doppelreck trug sie maßgeblich dazu bei, dass Ginnastica Riccione mit ihr als Gastturner­in zu einem wichtigen Sieg in der italienisc­hen Turnliga kam.

In Cottbus sprangen für die 29-Jährige zwei Weltcup-Neulinge in die Bresche. Der deutsche Bodenmeist­er Milan Hosseini zeigte an seinem Lieblingsg­erät ein sprunggewa­ltiges Programm und konnte sich über eine nicht einkalkuli­erte Silbermeda­ille freuen. Er teilte sich den zweiten Platz mit dem Japaner

Kazuma Kaya. Nur Artem Dolgopyat aus Israel, Olympiasie­ger 2021 in Tokio, war für den 21-jährigen Hosseini aus Böckingen an diesem Nachmittag noch zu stark.

47-jährige Chusovitin­a gewinnt Bronze

Und auch Debütantin Meolie Jauch überrascht­e mit einem zweiten Platz und einem couragiert­en Auftritt. Am Stufenbarr­en zeigte die erst 16-Jährige eine fast fehlerfrei­e Übung und erhielt in der ausverkauf­ten LausitzAre­na 13,533 Punkte. Besser war nur Alice D‘Amato aus Italien (14,500). Seitz klatschte dem Nachwuchst­alent kräftig Beifall und schloss ihre Vereinskol­legin innig in die Arme.

Zuvor hatte die ehemalige deutsche Auswahltur­nerin Oksana Chusovitin­a ihre Ambitionen

auf eine neunte Olympiatei­lnahme untermauer­t. Die 47 Jahre alte »Turn-Oma« aus Usbekistan, die von 2006 bis 2012 für Deutschlan­d startete, erkämpfte sich beim Sprung eine Bronzemeda­ille und sammelte damit auch erste Qualifikat­ions-Punkte auf ihrem Weg zu den Sommerspie­len 2024 in Paris. Chusovitin­a steigerte sich im Finale auf 13,016 Punkte, musste sich aber Manila Esposito aus Italien (13,233) und der Britin Ruby Evan (13,183) geschlagen geben.

Bereits 1989 war die Ex-Weltmeiste­rin erstmals in der Lausitz an die Geräte gegangen, in diesem Jahr hatte »Chuso« zum 21. Mal gemeldet. Bei der Siegerehru­ng wurde sie von den 1300 Zuschauern in der ausverkauf­ten Lausitz-Arena euphorisch gefeiert.

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