Sie weiß, was sie kann
Kunstturnerin Elisabeth Seitz misslingt das Saisondebüt beim Weltcup-Auftakt in Cottbus – und lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen
Ein ungeplanter Zwischenschwung, ein Sturz beim Abgang: Stufenbarren-Europameisterin Elisabeth Seitz hat ihren Einstand in die vorolympische Saison verpatzt. Zwei Neulinge überzeugen.
Elisabeth Seitz lächelte etwas verkrampft, begleitet von einem verlegenen Schulterzucken: Der Stufenbarren-Europameisterin ist der Einstand in die vorolympische Saison ziemlich misslungen. Beim Weltcup-Turnier in Cottbus leistete sich die deutsche Rekordmeisterin am Doppelreck gleich zwei Patzer und war am Ende ohne jede Medaillenchance.
Zwischen Kippe und Jägersalto musste die Stuttgarterin einen ungeplanten Zwischenschwung einlegen. Hinzu kam ein Sturz beim Abgang, ausgelöst durch ein Abrutschen der linken Hand vom oberen Holm. Am Ende standen nur 12,066 Punkte und ein achter Platz zu Buche.
Kein Grund zur Panik
»Alles ist gut. Ich bin noch nicht ganz auf dem perfekten Fitness-Level, aber eigentlich bin ich mit meiner Übung schon weiter als gedacht«, sagte die 29-Jährige ohne jede Panik in der Stimme. Die Europameisterin weiß, was sie an ihrem Paradegerät kann, und die vor-olympische Saison hat schließlich gerade erst begonnen: Auf dem Weg zu den Europameisterschaften im April im türkischen Antalya wird Seitz im März noch einen weiteren
Start beim DTB-Pokal in Stuttgart absolvieren, ehe nach der EM die deutschen Meisterschaften im Juli in Düsseldorf sowie die WM im Oktober in Antwerpen folgen.
Außerdem konnte Seitz auch bereits kürzlich unter Beweis stellen, dass die neue Kür durchaus funktioniert. Am Doppelreck trug sie maßgeblich dazu bei, dass Ginnastica Riccione mit ihr als Gastturnerin zu einem wichtigen Sieg in der italienischen Turnliga kam.
In Cottbus sprangen für die 29-Jährige zwei Weltcup-Neulinge in die Bresche. Der deutsche Bodenmeister Milan Hosseini zeigte an seinem Lieblingsgerät ein sprunggewaltiges Programm und konnte sich über eine nicht einkalkulierte Silbermedaille freuen. Er teilte sich den zweiten Platz mit dem Japaner
Kazuma Kaya. Nur Artem Dolgopyat aus Israel, Olympiasieger 2021 in Tokio, war für den 21-jährigen Hosseini aus Böckingen an diesem Nachmittag noch zu stark.
47-jährige Chusovitina gewinnt Bronze
Und auch Debütantin Meolie Jauch überraschte mit einem zweiten Platz und einem couragierten Auftritt. Am Stufenbarren zeigte die erst 16-Jährige eine fast fehlerfreie Übung und erhielt in der ausverkauften LausitzArena 13,533 Punkte. Besser war nur Alice D‘Amato aus Italien (14,500). Seitz klatschte dem Nachwuchstalent kräftig Beifall und schloss ihre Vereinskollegin innig in die Arme.
Zuvor hatte die ehemalige deutsche Auswahlturnerin Oksana Chusovitina ihre Ambitionen
auf eine neunte Olympiateilnahme untermauert. Die 47 Jahre alte »Turn-Oma« aus Usbekistan, die von 2006 bis 2012 für Deutschland startete, erkämpfte sich beim Sprung eine Bronzemedaille und sammelte damit auch erste Qualifikations-Punkte auf ihrem Weg zu den Sommerspielen 2024 in Paris. Chusovitina steigerte sich im Finale auf 13,016 Punkte, musste sich aber Manila Esposito aus Italien (13,233) und der Britin Ruby Evan (13,183) geschlagen geben.
Bereits 1989 war die Ex-Weltmeisterin erstmals in der Lausitz an die Geräte gegangen, in diesem Jahr hatte »Chuso« zum 21. Mal gemeldet. Bei der Siegerehrung wurde sie von den 1300 Zuschauern in der ausverkauften Lausitz-Arena euphorisch gefeiert.