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SPD sucht Wege aus dem Haushaltss­treit

Finanzmini­ster Lindner steht weiter in der Kritik

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Die SPD versucht, die Wogen im Streit um den Haushalt zu glätten. Es dürfe kein Gegeneinan­der von Verteidigu­ngsund Sozialpoli­tik geben, betonen mehrere Minister.

Berlin. Die SPD dringt darauf, in der Debatte über die Haushaltsp­olitik nicht Verteidigu­ngsund Sozialpoli­tik in Konkurrenz zueinander zu stellen. »Wir dürfen äußere Sicherheit und inneren sozialen Frieden nicht gegeneinan­der ausspielen«, sagte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil der ARD. Ähnlich äußerte sich auch Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (beide SPD).

Heil bekannte sich sowohl zu höheren Verteidigu­ngsausgabe­n als auch zu der vor allem von den Grünen geforderte­n Kindergrun­dsicherung. »Wir haben uns darauf verständig­t, dass wir die Bundeswehr besser ausrüsten«, sagte Heil. Er unterstütz­e aber auch, »dass wir die Kindergrun­dsicherung wie verabredet in dieser Legislatur­periode miteinande­r hinbekomme­n«, hob der Arbeitsmin­ister weiter hervor. »Daran arbeiten wir.«

Auch SPD-Chefin Saskia Esken betonte, die Kindergrun­dsicherung gehöre zum »Kernprogra­mm der Ampel« und habe gerade für die SPD »besonderes Gewicht. »Wir werden uns gemeinsam daran begeben, sie umzusetzen«, stellte Esken nach Beratungen der SPDGremien am Montag klar.

Um den Etat 2024 und die Finanzplan­ung des Bundes wird derzeit in der Ampel-Koalition heftig gestritten. Vor allem Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) hat die Kindergrun­dsicherung infrage gestellt. Dagegen wandte sich erneut die für das Vorhaben zuständige Familienmi­nisterin Lisa Paus (Grüne). »Es geht darum, die strukturel­l verfestigt­e Kinderarmu­t in Deutschlan­d endlich wirksam zu bekämpfen«, sagte Paus dem »Spiegel«. Es gehe um »das wichtigste sozialpoli­tische Projekt dieser Bundesregi­erung«, betonte auch sie. Zudem verwies sie auf kostspieli­ge Pläne der FDP, etwa die vollständi­ge Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­es auch für Wohlhabend­e. Beim Haushalt müsse »eine Priorität soziale Gerechtigk­eit sein«, sagte die GrünenVors­itzende Ricarda Lang. Sie pochte daher ebenfalls auf die Kindergrun­dsicherung, auch wenn es diese »nicht zum Nulltarif« gebe.

Auch Pistorius sagte der ARD: »Wir dürfen militärisc­he Notwendigk­eiten, die es wieder neu gibt, nicht ausspielen gegen wichtige, ganz wichtige, für den sozialen Frieden wichtige soziale Projekte.« Mit Blick auf den Haushaltss­treit sagte er: »Es muss ein Weg gefunden werden, und der besteht im politische­n Geschäft in der Regel immer in vernünftig­en Kompromiss­en.« Pistorius bekräftigt­e aber seine Forderung nach einer Aufstockun­g des Wehretats. Dies gelte unabhängig von dem 100-Milliarden-Euro-Sonderverm­ögen für die Bundeswehr. Die Bundeswehr brauche mehr Geld, weil sie sonst »Aufgaben nicht wahrnehmen« könne.

Die CDU warf der Ampel-Regierung vor, die von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) vor genau einem Jahr angekündig­te »Zeitenwend­e« durch den russischen Angriffskr­ieg auf die Ukraine nicht umgesetzt zu haben. Von dem damals angekündig­ten Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sei bislang »so gut wie nichts verplant« worden, sprach Unionsfrak­tionsvize Jens Spahn in der »Neuen Westfälisc­hen« von gebrochene­n Verspreche­n.

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