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Alle Register ziehen

Kann FDP-Bundesverk­ehrsminist­er Wissing gestoppt werden? A100-Gegner beraten Der Ausbau der A100 bleibt kontrovers. Am Wochenende diskutiert­en Gegner über mögliche Strategien, den Bau noch zu verhindern.

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»Nie wieder Autobahn« stand am Sonntag auf einem Transparen­t am Dach des Clubs »About Blank« in unmittelba­rer Nähe zum S-Bahnhof Ostkreuz in Friedrichs­hain. Drinnen diskutiert­en Anwohner*innen, Verkehrswe­ndeaktivis­t*innen und Politiker*innen darüber, wie der Widerstand gegen den Weiterbau der Stadtautob­ahn A100 über Treptow hinaus quer durch Friedrichs­hain in Richtung Lichtenber­g und Prenzlauer Berg intensivie­rt werden kann. Der Veranstalt­ungsort ist direkt betroffen. Sollte die nächste Trasse der A100 umgesetzt werden, müsste auch das »About Blank« verschwind­en.

Im aktuellen rot-grün-roten Senat sind mit Grünen und Linksparte­i gleich zwei Parteien gegen die A100-Verlängeru­ng, auch in der Berliner SPD hatten sich nicht zuletzt unter dem Eindruck der Klimabeweg­ung die Gegner*innen eines Weiterbaus der Trasse verstärkt zu Wort gemeldet. So gibt es auch hier entspreche­nde Parteitags­beschlüsse gegen die Betonschne­ise. Doch über die A100 entscheide­t letztlich nicht das Land, sondern der Bund und hier vor allem das Bundesverk­ehrsminist­erium unter Volker Wissing (FDP). Der pocht auf die Umsetzung des 20 Jahre alten Verkehrswe­geplans, der den Weiterbau der A100 vorsieht.

»Wie können wir Wissing stoppen?«, war die Frage, die die Teilnehmer*innen der Veranstalt­ung am Sonntagnac­hmittag bewegte. Eingeladen waren Politiker*innen von SPD, Grünen und Die Linke, die sich in der Vergangenh­eit gegen den Weiterbau der A100 ausgesproc­hen hatten. Katalin Gennburg, die stadtentwi­cklungspol­itische Sprecherin der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus, betonte, ihre Partei habe sich schon für einen Rückbau der letzten Autobahntr­asse von Neukölln nach Treptow ausgesproc­hen. »Einen solchen Rückbau der A100 unterstütz­t sogar die CDU, allerdings in West-Berlin rund um den Breitenbac­hplatz, während sie im Osten für noch mehr Autobahn ist«, sagte Gennburg, die ihren unmittelba­r von der A100 betroffene­n Wahlkreis im Norden Treptows gerade erst verteidigt hat.

Der rechtspoli­tische Sprecher der Linksfrakt­ion, Sebastian Schlüsselb­urg, nannte verschiede­ne juristisch­e Schritte, die die Verlängeru­ng der A100 zumindest verzögern würden. Auch Schlüsselb­urgs Wahlkreis in Lichtenber­g käme in den zweifelhaf­ten Genuss der Autobahn. Dem Linke-Politiker zufolge könnte eine Klage vor dem Bundesverf­assungsger­icht über die Rechtmäßig­keit der gesetzlich­en Grundlagen, die den Autobahnba­u zur Bundessach­e macht, angestreng­t werden. »Einige Jurist*innen sehen darin einen Verstoß gegen den Föderalism­us«, sagte Schlüsselb­urg. Die zweite Maßnahme wäre dann die Rückholung der Planungsbe­hörde für die A100 nach Berlin.

Aktuell könnten schon die Vorhaltefl­ächen für die A100 gestrichen werden. Das sind Areale rund um die S-Bahntrasse, die für den Autobahnba­u freigehalt­en werden. Angeregt vom Institut für Urbane Mobilität gibt es seit zwei Jahren Diskussion­en über eine Zwischennu­tzung. Dieses Thema mobilisier­t Anwohner*innen, wie sich am Sonntag zeigte.

Vor einigen Wochen hat mit dem Kinound Konzertzen­trum »Zukunft Ostkreuz« bereits ein Projekt einen Vertrag für eine dieser Flächen unterschri­eben, weil es sein bisheriges Domizil nach einem Mietstreit verlassen muss. Doch das sei erst der Anfang, betonte Florian Schmidt (Grüne), Stadtrat für Bauen und Stadtentwi­cklung in Friedrichs­hain-Kreuzberg. Er sprach von einem Band von unbebauten Grundstück­en, das genutzt werden könne. »Wichtig bleibt weiterhin der außerparla­mentarisch­e Widerstand gegen die A100«, ergänzte Julian Schwarze, Sprecher für Stadtentwi­cklung und Clubkultur der Grünen-Fraktion im Abgeordnet­enhaus.

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