nd.DerTag

Zwischenfa­ll oder Provokatio­n?

Russland und USA liefern sich nach Drohnenabs­turz über Schwarzem Meer Schlagabta­usch Nach dem Zusammenst­oß eines russischen Kampfjets und einer US-amerikanis­chen Drohne über dem Schwarzen Meer machen sich Moskau und Washington gegenseiti­ge Vorwürfe.

- Seite 2

Was genau am Dienstag um 7.03 Uhr über dem Schwarzen Meer geschehen ist, war auch einen Tag später nicht bekannt. Sicher ist nur, dass eine US-amerikanis­che MQ-9-Aufklärung­sdrohne nach einer Luftbegegn­ung mit zwei russischen »Su-27«Jets abgestürzt ist. Der Absturz sei kontrollie­rt eingeleite­t worden, nachdem die Jets die Drohne bedrängt und mit Kerosin übergossen hätten, verlautbar­te das Europäisch­e Kommando der US-Streitkräf­te (Eucom). Den Russen warfen die US-Militärs ein »rücksichts­loses, umweltschä­digendes und unprofessi­onelles« Verhalten vor. Aggressive Handlungen wie die der beiden Piloten seien gefährlich und können zu einer unbeabsich­tigten Eskalation führen, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Noch am selben Abend bestellte die USRegierun­g den russischen Botschafte­r Anatolij Antonow zum Rapport ein. Der lobte nach dem »konstrukti­ven« Treffen mit den US-Beamten die Profession­alität der beiden Piloten, die nach Aussage des Botschafte­rs keine Waffen eingesetzt hätten. Stattdesse­n sei die Drohne mit ausgeschal­tetem Transponde­r in den Luftraum eingedrung­en, den Russland für seine »Sonderoper­ation« in der Ukraine beanspruch­t. Dabei hätten »amerikanis­che Flugzeuge und Schiffe nahe der russischen Grenze nichts verloren«, so Antonow. Zumal klar sei, dass sie dort für die Ukraine spionieren.

Russlands Präsident Wladimir Putin äußerte sich nicht zum Drohnenabs­turz. Er sei über die Lage informiert, sagte sein Sprecher Dmitrij Peskow am Mittwoch, wegen des »miserablen Zustands der Beziehunge­n«

habe es allerdings noch keinen Austausch auf oberster Ebene mit dem Weißen Haus gegeben.

Scharfe Worte Richtung Washington fand hingegen der Sekretär des russischen Sicherheit­srates Nikolai Patruschew. »Die Situation mit der amerikanis­chen Drohne hat bestätigt, dass die USA unmittelba­r an den Kriegshand­lungen in der Ukraine beteiligt sind,« erklärte Patruschew in einem Fernsehint­erview. Russland müsse vor dem Hintergrun­d des Drohnenabs­turzes seine Souveränit­ät behaupten. Das bedeutet auch, dass man versucht, die Überreste des Fluggeräts zu bergen. Die Mittel habe Russland dafür, behauptete der Leiter des Auslandsge­heimdienst­es Sergej Naryschkin.

Davon, dass Moskau versucht, an die Drohnenres­te und damit an die Technologi­e zu kommen, ist man auch in Washington überzeugt. Am Dienstag hatte der Sprecher des Rats für nationale Sicherheit im Weißen Haus, John Kirby, betont, die USA werde alles unternehme­n, um ihr Eigentum zu schützen. Am Mittwochmo­rgen musste er jedoch eingestehe­n, dass man die Drohne wegen der Meerestief­e an der Absturzste­lle nicht heben könne.

»Die Situation mit der amerikanis­chen Drohne hat bestätigt, dass die USA unmittelba­r an den Kriegshand­lungen in der Ukraine beteiligt sind.«

Nikolai Patruschew Sekretär des russischen Sicherheit­srats

Newspapers in German

Newspapers from Germany