Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt
Eine John-Lennon-Textzeile und Unkalkulierbares im Großen wie im Klitzekleinen
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So eine Redewendung der »Großen« in meiner Kindheit. Auch für den Halbwüchsigen gehörte sie noch zum gängigen verqueren Erwachsenensprech. Den tiefen Sinn offenbarte ihm erst später eine Textstelle in einem John-Lennon-Song. In »Beautiful Boy« (1980) heißt es etwa so: »Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.« Auf einem kleinen Zettel begleitet mich das seither angepinnt im Wirrwarr meines Schreibtisches.
Der Satz wirkt entspannend, aber auch herausfordernd – in Bezug auf Stetigkeiten und Zufälle, auf festgefahrene Denklinien wie auf deren jähe Unterbrechungen und
Wendungen. Klitzekleine Alltagsbeispiele deuten darauf hin, dass das auch in Weltmaßstäben gilt:
Jeden Tag nach Feierabend in einem großstädtischen Verwaltungsamt fährt Paul Pendler mit der Regionalbahn zu seinem Vorortbahnhof zurück. In dessen weiterem Umkreis ist er mit seiner Familie am Rande eines Dörfchens zu Hause.
Zum Bahnhof kommt er nachmittags, seine Beamtenarbeitszeit macht es möglich, fast immer, so DB Regio denn will, mit dem gleichen Zug zur gleichen Zeit. Gewöhnlich schwingt er sich dann auf sein am Bahnhof geparktes Fahrrad, um zum Dorf zu radeln. Mitunter aber holt ihn auch seine homeofficeschaffende Frau mit dem Auto vom Bahnhof ab.
So will sie es auch an einem wunderschönen Tag tun und dazu gleichzeitig mit dem Zug am Bahnhof eintreffen. Doch dieser Tag wurde kein ganz normaler. Paul Pendler nahm einen Zug früher, kommt eine Stunde früher am Bahnhof an und entschließt sich zudem ob des schönen Wetters auch noch zu einem unüblichen Nach-Hause-Spaziergang. Unterwegs trifft er auf seine, ihm mit dem Auto entgegenkommende Frau und sie fahren zusammen nach Hause. Dort angekommen, schaut Paul Pendler auf die Uhr und stellt fest, dass er 10 Minuten früher als normalerweise daheim ist. Frage: Wie lange war er zu Fuß unterwegs? (Zu vernachlässigen sind all die Zeiten, die durch Autostopp, Wenden, Zusteigen usw. entstanden waren.)