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Abfahrt mit Ausrufezei­chen

Die deutschen Skirennläu­fer Romed Baumann und Andreas Sander rasen aufs Podest

- CHRISTOPH LOTHER, SOLDEU

Die Speed-Riege hat in der letzten Abfahrt des sonst schwierige­n Winters den größten Erfolg für die deutschen Männer in der Königsdisz­iplin seit 1992 erreicht. Ein Österreich­er siegt.

Romed Baumann und Andreas Sander rissen nacheinand­er die Arme nach oben, der zwischen ihnen stehende Vincent Kriechmayr applaudier­te anerkennen­d. Die deutschen Skirennläu­fer haben in der letzten Abfahrt der Saison eine starke Vorstellun­g gezeigt und überrasche­nd noch einmal zwei Podestplät­ze eingefahre­n. Baumann wurde beim Sieg des Österreich­ers Kriechmayr in Andorra am Mittwoch Zweiter, Sander Dritter – was für ein Ausrufezei­chen der phasenweis­e in diesem Winter so kriselnden deutschen Speed-Riege.

»Sensatione­ll« fühle sich das an, sagte Baumann. Ein »Wahnsinn« sei es, ergänzte Sander. Während Kira Weidle beim Sieg der Slowenin Ilka Štuhec in der Abfahrt der Frauen auf Platz neun fuhr, gönnten sich ihre männlichen Teamkolleg­en im Zielraum schon erste Kaltgeträn­ke. Zwei Deutsche auf einem alpinen Weltcup-Podium hatte es zuletzt 2014 im Slalom von Madonna di Campiglio gegeben, in der Abfahrt der Männer ist es das erste Mal seit 1992.

Gnadenlos genutzt

Für Baumann war es der erste Weltcup-Podestplat­z seit etwas mehr als acht Jahren. Er habe seine Startnumme­r eins diesmal »gnadenlos ausgenutzt«, sagte der 37-Jährige. Zudem habe ihn Sanders zweiter Rang im Super-G von Aspen zehn Tage zuvor nochmals beflügelt, erklärte der Routinier. »Saucool« sei es, in Soldeu nun gemeinsam mit dem 33-Jährigen auf dem Treppchen zu stehen, sagte Baumann. Im Dezember war er in der Abfahrt von Beaver Creek Sechster geworden. Danach gab es in seiner Saison weniger Licht als Schatten.

Auch Sander erlebte einige Enttäuschu­ngen in diesem Winter, haderte mitunter mit seinem Material. Zum Ende hin zeigte die Formkurve des Ennepetale­rs aber noch einmal nach oben. Er habe sich sehr gut gefühlt, berichtete er nach seiner Fahrt am Mittwoch. »Ein wahnsinnig geiler Teamerfolg« sei das für die Deutschen. Ob Athleten, Trainer oder Serviceleu­te – alle seien trotz der zwischenze­itlichen Rückschläg­e immer drangeblie­ben.

Zumindest an einem der beiden Dominatore­n der Königsklas­se kamen Baumann und Sander, die im Super-G an diesem Donnerstag erneut an den Start gehen, aber auch diesmal nicht vorbei. Für Kriechmayr war es der vierte Saisonsieg. Die anderen sechs Abfahrten des Winters hat Aleksander Aamodt Kilde gewonnen. Der Norweger hatte schon vor dem Rennen als Gesamtsieg­er in der schnellste­n aller Diszipline­n festgestan­den. Diesmal wurde er Sechster. 0,17 Sekunden fehlten ihm zum Podest, das ausnahmswe­ise fest in deutscher Hand war.

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