Abfahrt mit Ausrufezeichen
Die deutschen Skirennläufer Romed Baumann und Andreas Sander rasen aufs Podest
Die Speed-Riege hat in der letzten Abfahrt des sonst schwierigen Winters den größten Erfolg für die deutschen Männer in der Königsdisziplin seit 1992 erreicht. Ein Österreicher siegt.
Romed Baumann und Andreas Sander rissen nacheinander die Arme nach oben, der zwischen ihnen stehende Vincent Kriechmayr applaudierte anerkennend. Die deutschen Skirennläufer haben in der letzten Abfahrt der Saison eine starke Vorstellung gezeigt und überraschend noch einmal zwei Podestplätze eingefahren. Baumann wurde beim Sieg des Österreichers Kriechmayr in Andorra am Mittwoch Zweiter, Sander Dritter – was für ein Ausrufezeichen der phasenweise in diesem Winter so kriselnden deutschen Speed-Riege.
»Sensationell« fühle sich das an, sagte Baumann. Ein »Wahnsinn« sei es, ergänzte Sander. Während Kira Weidle beim Sieg der Slowenin Ilka Štuhec in der Abfahrt der Frauen auf Platz neun fuhr, gönnten sich ihre männlichen Teamkollegen im Zielraum schon erste Kaltgetränke. Zwei Deutsche auf einem alpinen Weltcup-Podium hatte es zuletzt 2014 im Slalom von Madonna di Campiglio gegeben, in der Abfahrt der Männer ist es das erste Mal seit 1992.
Gnadenlos genutzt
Für Baumann war es der erste Weltcup-Podestplatz seit etwas mehr als acht Jahren. Er habe seine Startnummer eins diesmal »gnadenlos ausgenutzt«, sagte der 37-Jährige. Zudem habe ihn Sanders zweiter Rang im Super-G von Aspen zehn Tage zuvor nochmals beflügelt, erklärte der Routinier. »Saucool« sei es, in Soldeu nun gemeinsam mit dem 33-Jährigen auf dem Treppchen zu stehen, sagte Baumann. Im Dezember war er in der Abfahrt von Beaver Creek Sechster geworden. Danach gab es in seiner Saison weniger Licht als Schatten.
Auch Sander erlebte einige Enttäuschungen in diesem Winter, haderte mitunter mit seinem Material. Zum Ende hin zeigte die Formkurve des Ennepetalers aber noch einmal nach oben. Er habe sich sehr gut gefühlt, berichtete er nach seiner Fahrt am Mittwoch. »Ein wahnsinnig geiler Teamerfolg« sei das für die Deutschen. Ob Athleten, Trainer oder Serviceleute – alle seien trotz der zwischenzeitlichen Rückschläge immer drangeblieben.
Zumindest an einem der beiden Dominatoren der Königsklasse kamen Baumann und Sander, die im Super-G an diesem Donnerstag erneut an den Start gehen, aber auch diesmal nicht vorbei. Für Kriechmayr war es der vierte Saisonsieg. Die anderen sechs Abfahrten des Winters hat Aleksander Aamodt Kilde gewonnen. Der Norweger hatte schon vor dem Rennen als Gesamtsieger in der schnellsten aller Disziplinen festgestanden. Diesmal wurde er Sechster. 0,17 Sekunden fehlten ihm zum Podest, das ausnahmsweise fest in deutscher Hand war.