Voller Freude in neue Abenteuer
Deutschlands beste Biathletin Denise Herrmann-Wick hört auf
An der Wiege des nordischen Skisports beendet Denise Herrmann-Wick ihre beeindruckende Karriere. Die Rennen am Holmenkollen in Oslo werden die letzten für Deutschlands beste Biathletin sein – am Sonntagnachmittag nach dem Massenstart ist Schluss. »Genau hier, an diesem speziellen Ort, soll mein langer Weg als Biathletin und Skilangläuferin jetzt ein Ende finden. Natürlich mit ein bisschen Wehmut. Aber in erster Linie voller Dankbarkeit für die vielen schönen und emotionalen Momente, die ich in beiden Sportarten erleben durfte«, teilte die 34-Jährige am Dienstagabend auf Instagram mit.
Ehemann Thomas Wick, die Familie und Freunde werden die Olympiasiegerin und Weltmeisterin ab Freitag bei den für sie sicher sehr emotionalen letzten drei Auftritten begleiten. Danach setzt Herrmann-Wick andere Prioritäten – statt schweißtreibendem Training und harten Wettkämpfen steht nun die Familie im Mittelpunkt. Der Hausbau in ihrer Wahlheimat Ruhpolding soll vorangetrieben werden. Und in dem neuen Heim soll dann bald auch ein Kinderlachen zu hören sein. »Nach 16 Jahren Skilanglauf und sieben Jahren Biathlon ist es an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich freue mich auf die Abenteuer, die das Leben jetzt für mich bereithält«, schrieb sie weiter.
Krönung in Peking
Vier Wochen nach den für sie großartigen Heim-Weltmeisterschaften in Oberhof mit der Goldmedaille im Sprint sowie Silber in der Verfolgung und mit der Staffel ist für die Sächsin der richtige Zeitpunkt gekommen, um zurückzutreten. Der Deutsche Skiverband verliert seine derzeit erfolgreichste Biathletin. Herrmann-Wick sorgte in dieser Saison bisher für alle sechs Podestplätze bei den Frauen. Insgesamt bringt sie es als Biathletin auf neun WMund zwei Olympia-Medaillen und feierte im Weltcup bisher zehn Siege sowie zwölf weitere Podestplätze.
Ihre Karriere krönte Herrmann-Wick im vergangenen Jahr mit Olympia-Gold im Einzel. Nach einer zuvor turbulenten Saison mit vielen Tiefpunkten war ihr Triumph in Peking über 15 Kilometer eine große Überraschung. Sie erfüllte sich mit der zweiten Olympia-Medaille einen Lebenstraum und sicherte dem deutschen Team als Schlussläuferin zudem StaffelBronze. »Jeder Erfolg hat seine eigene Geschichte, aber meine olympische Medaille im Biathlon ist natürlich das Größte und stellt alles andere in den Schatten«, sagt sie. 2014 hatte sie bereits Bronze mit der Langlaufstaffel in Sotschi gewonnen. Zwei Jahre später wechselte sie zum Biathlon.
Ihre Neuorientierung zahlte sich schnell aus. 2019 wurde Herrmann-Wick Weltmeisterin in der Verfolgung, holte zudem Silber mit der Mixed-Staffel und Bronze im Massenstart. Damit stahl sie sogar Laura Dahlmeier bei deren letzter WM etwas die Show – und wurde im folgenden Jahr zum neuen Gesicht des Teams. Neben ihrem Hang zur Perfektion waren es vor allem ihre Akribie und Leidenschaft für den Sport, die Herrmann-Wick nach dem späten Wechsel zu einer der Besten werden ließen.
Runder Abschluss
Den Höhepunkt der Gefühle erreichte sie bei der Siegerehrung am 11. Februar im Oberhofer Kurpark, als sie ihr Sprint-Gold bekam. »Der Tag gestern und die Emotionen hier bei der Medaillenzeremonie, das bleibt einfach für immer«, sagte sie. Ein Kreis schloss sich für sie, denn in Oberhof gab sie nach ihrem mutigen Umstieg ihre ersten Schüsse im Training ab. Nach ihren dritten Winterspielen im vergangenen Jahr gab es schon Spekulationen über ein mögliches Karriereende. »Am Ende muss es sich rund anfühlen. Aber das war es nach Olympia noch nicht«, hatte sie gesagt. Ihr letztes großes Ziel war Oberhof – und nun fühlt es sich rund an.
Und auch Oslo hat für die Frau aus Bad Schlema eine besondere Bedeutung. »Hier durfte ich 2011 meine erste Weltmeisterschaft erleben. Damals noch im Skilanglauf. Fünf Jahre später traf ich dann die Entscheidung, zum Biathlon zu wechseln. Hier in der Wiege des Skisports, dem traditionsreichen Holmenkollen«, schrieb Herrmann-Wick. Besonders wichtig war für sie die Unterstützung von Ehemann Thomas Wick. Nach der Hochzeit im vergangenen September und der Veröffentlichung ihres Buches soll es im Sommer mit dem Hausbau losgehen. Denn der größte Traum ihres Lebens, das seien nicht Goldmedaillen, sondern Familie und Haus, wie Herrmann-Wick sagte.