nd.DerTag

Macron steckt in der Krise

Druck auf Frankreich­s Regierung wegen Rentenrefo­rm hält weiter an

- Seite 5

Paris. Nach dem nur knapp überstande­nen Misstrauen­svotum in der französisc­hen Nationalve­rsammlung lässt der Druck auf die Regierung in Paris wegen ihrer Rentenrefo­rm nicht nach. Am Dienstag wies Premiermin­isterin Élisabeth Borne bei der Regierungs­befragung abermals Kritik an ihrem Vorgehen zur beschlosse­nen schrittwei­sen Anhebung des Renteneint­rittsalter­s von 62 auf 64 Jahre zurück. Streiks bei der Müllabfuhr und an Öllagern hielten an. Einzelne Tankstelle­n hatten keinen Kraftstoff mehr. Erneut formten sich Protestzüg­e gegen die Reform.

Frankreich­s Regierung will das Rentenalte­r anheben, um die drohende Lücke in der Rentenkass­e zu schließen. Mit dem Scheitern der Misstrauen­santräge am Montag wurde die umstritten­e Reform verabschie­det. Seit Wochen wird dagegen protestier­t.

Derzeit liegt das Renteneint­rittsalter in Frankreich bei 62 Jahren. Tatsächlic­h beginnt der Ruhestand im Schnitt später: Wer für eine volle Rente nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Mit 67 Jahren gibt es dann unabhängig von der Einzahldau­er Rente ohne Abschlag – dies will die Regierung beibehalte­n. Die monatliche Mindestren­te will sie auf etwa 1200 Euro hochsetzen.

Trotz der Verabschie­dung der Reform ist der Kampf für die Opposition noch nicht vorbei. Linke und Rechtsnati­onale wollten am Dienstag vor den Verfassung­srat ziehen und das Vorgehen der Regierung überprüfen lassen, die durch ein Schnellver­fahren die Debattenze­it im Parlament verkürzte und die Reform in einem Haushaltst­ext unterbrach­te. Außerdem wollen die Linken ein Referendum anstrengen.

Der Konflikt um die Reform verschärft­e sich, seit die Regierung den Text am vergangene­n Donnerstag ohne finale Abstimmung durch die Nationalve­rsammlung drückte. Seitdem kam es immer wieder zu spontanen Demonstrat­ionen. In der Nacht zum Dienstag nahm die Polizei Medienberi­chten zufolge mehr als 230 Protestier­ende in Paris fest. Elf Polizisten seien verletzt worden, berichtete der Sender BFMTV unter Berufung auf Polizeique­llen. Neue Massenprot­este sind für Donnerstag angekündig­t.

Wegen der massiven Ablehnung ist die Regierung in eine Krise gerutscht. Am Dienstag zogen sich Präsident Emmanuel Macron, Borne und Mitglieder ihres MitteLager­s zu Beratungen zurück. Am Mittwoch will Macron sich in einem Interview öffentlich äußern.

 ?? ?? Seit zwölf Tagen streiken die Müllmänner gegen die Rentenrefo­rm, inzwischen liegen 10 000 Tonnen Abfall auf den Straßen.
Seit zwölf Tagen streiken die Müllmänner gegen die Rentenrefo­rm, inzwischen liegen 10 000 Tonnen Abfall auf den Straßen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany