nd.DerTag

Freunde mit Abhängigke­iten

- Daniel Säwert über das Treffen von Xi Jinping und Wladimir Putin

Die gute Nachricht vorweg: China wird, zumindest offiziell, Russland keine Waffen für den Krieg in der Ukraine liefern, so wie es einige Beobachter vor dem Treffen von Xi Jinping und Wladimir Putin in Moskau befürchtet hatten. Für den Frieden eingesetzt habe Peking sich aber auch nicht, kritisiere­n westliche Politiker*innen und werfen Xi vor, seinen Einfluss auf Russlands Präsidente­n nicht genutzt zu haben.

Um die Ukraine ging es den beiden aber nur am Rande. China hat sich bisher weitestgeh­end aus dem Krieg in Europa herausgeha­lten und wird das wohl auch in Zukunft tun. Sicher ist man in Peking nicht glücklich über die Invasion Russlands in der Ukraine. Doch Xi war gekommen, um seinen Freund zu besuchen, der wahlweise als »gut« oder »lieb« betitelt wurde. Xi Jinping und Wladimir Putin – es ist eine Männerfreu­ndschaft der aussterben­den Art.

Xi war auch gekommen, um Geschäfte einzufädel­n. Russische Energie gegen chinesisch­e Chips. Alles vorbei am Weltmarkt, wo Sanktionen drohen könnten. Für Moskau, das seine Rohstoffe immer schwierige­r los wird, kam der Freund aus dem Osten zur rechten Zeit. Die im Kreml unterzeich­nete strategisc­he Partnersch­aft bis 2030 soll zeigen, dass beide Seiten es ernst meinen. Und dass Moskau den Westen nicht braucht, so wie es die Propaganda­kanäle seit einem Jahr beschwören. Wie hoch der politische Preis sein wird, lässt sich nur schwer schätzen.

Peking wird aber darauf achten, Moskau nicht zu sehr zum Juniorpart­ner zu machen. Schließlic­h braucht China den Nachbarn an seiner Seite, um noch mächtiger als Gegengewic­ht zum Westen auftreten zu können. Und als Rückendeck­ung im Streit um Taiwan, das für Peking weit wichtiger ist als die Ukraine.

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