Der Kämpfer
Gewerkschaftschef Laurent Berger bietet Macron die Stirn
Als Generalsekretär der CFDT, des größten Gewerkschaftsbunds Frankreichs, ist Laurent Berger die Auseinandersetzung mit Regierungen gewohnt. Bei den anhaltenden Protesten und Streiks gegen den umstrittenen Umbau des Rentensystems und die Anhebung des Rentenalters lief er allerdings zu großer Form auf. Berger warf dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron vor, zu lügen und zu leugnen, weil dieser schlicht behauptet hatte, dass es keine andere Lösung als seine für das Rentensystem gebe. Berger entgegnete, die CFDT habe einen Vorschlag für eine Rentenreform.
Dabei galt die CFDT eigentlich als offen für eine Zusammenarbeit mit der Regierung und hat eine christliche Tradition, umso erstaunlicher die klaren Worte, die sie gegen die Politik der Regierung fand: »Wenn so viele Menschen auf die Straße gehen und die Regierung ihr Vorhaben so schlecht begründen kann, dann muss sie die Reform zurückziehen«, sagte Laurent Berger schon vor einigen Wochen.
Der CFDT-Chef ist äußerst beliebt bei den Mitgliedern und wurde erst im Juni vergangenen Jahres mit über 96 Prozent an der Spitze bestätigt. Seit 2012 steht er der CFDT vor. Während der Protestaktionen und Streiks der vergangenen Wochen konnte er sein Profil als erklärter Gegner einer unsozialen Politik schärfen.
Geboren wurde Berger 1968 als Sohn eines Werftarbeiters und einer Kinderpflegerin; schon früh hat er sich selbst gewerkschaftlich engagiert. Gegen den Rechtsruck in der französischen Gesellschaft hat er auch klar und frühzeitig Stellung bezogen. In einem Interview am Tag nach den Europawahlen 2014, bei denen der rechtsextreme Front national ein gutes Wahlergebnis einfuhr, erklärte er: »Diese Partei – ich spreche nicht von ihren Wählern – ist ein Fleck auf der Demokratie.« Im April 2017 kündigte er während der Präsidentschaftswahlen an, dass er »klar gegen Marine Le Pen Stellung bezogen hat«.