nd.DerTag

Bereit für den Krieg, Jungs?

Verteidigu­ngsministe­r Pistorius will Wehrdienst-Modell mit neuen Pflichten

- Seite 4

Berlin. Beim Tag der Bundeswehr im niedersäch­sischen Faßberg hatte Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius am Samstag seine Formulieru­ng verteidigt, dass die Bundeswehr »kriegstüch­tig« werden müsse. Er verstehe, dass das Wort störe, doch sei dies Absicht gewesen. Nun zündet der SPD-Politiker die nächste Stufe und schlägt vor, dass die Bundeswehr künftig wieder systematis­ch junge Menschen auf ihre Eignung zum Wehrdienst überprüft. Diese Pläne stellte Pistorius am Mittwoch dem Verteidigu­ngsausschu­ss des Bundestags vor.

Eine Rückkehr zur Wehrpflich­t, die 2011 unter Verteidigu­ngsministe­r Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach 55 Jahren ausgesetzt worden war, sieht das neue Modell bislng nicht vor. Vorgesehen ist aber die

Erfassung aller prinzipiel­l Wehrtüchti­gen durch einen Fragebogen. Aus den Rücksendun­gen wählt die Bundeswehr Anwärter, die besonders geeignet und motiviert erscheinen, für eine verpflicht­ende Musterung aus. Sofern die Gemusterte­n anschließe­nd »Ja« zur Bundeswehr sagen, sieht Pistorius‘ Modell einen sechsmonat­igen Grundwehrd­ienst vor. Dieser kann freiwillig auf bis zu 17 Monate verlängert werden.

Für den Fragebogen sollen alle 18-Jährigen angeschrie­ben werden, berichten Agenturen. Nur für Frauen bleibt das Ausfüllen freiwillig. Hintergrun­d ist der Grundgeset­z-Artikel 12a, der einen verpflicht­enden Dienst in den Streitkräf­ten, im Bundesgren­zschutz oder in einem Zivilschut­zverband bislang ausdrückli­ch nur für Männer vorsieht.

Aktuell verfügt die Bundeswehr über rund 1810000 Soldaten, diese Personalst­ärke soll auf 460 000 anwachsen – rund 200000 Aktive im stehenden Heer, der große Rest in der Reserve. Allerdings ist das Militär derzeit nicht in der Lage, mehr als 5000 zusätzlich­e Wehrdienst­leistende in die Kasernen zu holen. Allein für diese Anzahl könnten Kosten in Höhe von 1,4 Milliarden Euro anfallen, wurde der Minister zitiert.

Mit der Reform will Pistorius die aus seiner Sicht personell zu schwache Bundeswehr deutlich verstärken und ihr Abschrecku­ngspotenzi­al mit Blick auf Russland erhöhen. Unionspoli­tiker kritisiert­en das Modell als nicht weitgehend genug.

 ?? ?? Pistorius’ Modell eines sechsmonat­igen Grundwehrd­ienstes kann freiwillig auf bis zu 17 Monate verlängert werden.
Pistorius’ Modell eines sechsmonat­igen Grundwehrd­ienstes kann freiwillig auf bis zu 17 Monate verlängert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany