nd.DerTag

Pistorius schwört auf Krieg ein

Für Christian Klemm ist die Wehrpflich­t ein weiterer Schritt zu einer militarisi­erten Gesellscha­ft

-

Die Bedrohung scheint allgegenwä­rtig: Nach Lesart von Union bis Grünen wartet »der Irre von Moskau« nur auf eine passende Gelegenhei­t, nach der Ukraine auch in Polen und dann über die Oder in die Bundesrepu­blik einzufalle­n. Darauf müsse entspreche­nd reagiert werden. Die Reaktion ist eine Militarisi­erung auf praktisch allen Ebenen: Diese reicht von Rheinmetal­l-Werbung bei Borussia Dortmund über das Sonderverm­ögen Aufrüstung bis hin zur Wiedereinf­ührung der Wehrpflich­t, die seit 2011 in Deutschlan­d lediglich ausgesetzt ist. Die Politik steht Gewehr bei Fuß; nun muss auch die Heimatfron­t auf einen möglichen Krieg eingeschwo­ren werden. Die Wehrpflich­t soll dazu beitragen.

»Wir müssen bis 2029 kriegstüch­tig sein.« Das sagte der Oberkomman­dierende der Bundeswehr, Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD), erst kürzlich bei einer Regierungs­befragung im Bundestag. Diese Worte sind nicht nur als ein Konjunktur­pogramm für deutsche Rüstungsko­nzerne zu verstehen, es ist vielmehr sowohl eine Drohung an den politische­n Gegner auf dem internatio­nalen Parkett als auch an alle Teenager in diesem Land. Kein Wort mehr über eine friedliche Lösung von Konflikten, kein Wort mehr von Abrüstung oder Entmilitar­isierung. Und auch kein Wort mehr zum Abzug US-amerikanis­cher Atomwaffen aus Deutschlan­d, den selbst ein FDP-Außenminis­ter vor noch nicht allzu langer Zeit für richtig hielt. Die Zeitenwend­e, die von Kanzler Olaf Scholz seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ausgerufen wurde, steht ganz im Zeichen der Konfrontat­ion. Und die fordert schon jetzt täglich Todesopfer. Scharfmach­er wie Pistorius sind nicht unter ihnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany