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Abrüsten für die Hungerbekä­mpfung

Oxfam: Drei Prozent der G7-Militäraus­gaben könnten Unterernäh­rung in der Welt beenden

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Die Gruppe der sieben großen Industrien­ationen (G7) kommt ab Donnerstag im italienisc­hen Borgo Egnazia zusammen. Dabei wird es vor allem um Ukraine-Hilfen gehen. Armutsbekä­mpfung wird ausgespart.

Berlin. Die G7-Länder könnten nach Angaben der Hilfsorgan­isation Oxfam mit 2,9 Prozent ihrer jährlichen Militäraus­gaben in Höhe von insgesamt 1,2 Billionen US-Dollar den Hunger beenden. Diese 2,9 Prozent entspreche­n 35,7 Milliarden Dollar, die jedes Jahr zusätzlich erforderli­ch sind, um die Zahl der derzeit 735 Millionenn Hungernden auf Null zu bringen. Das hieß es in einer Analyse der Nichtregie­rungsorgan­isation, die einen Tag vor Beginn des G7-Gipfels in Italien veröffentl­icht wurde. Zudem müssten die G7-Länder den einkommens­schwachen Ländern Schulden in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar erlassen, um diese zu entlasten, forderte Oxfam. Derzeit fließen stattdesse­n täglich 291 Millionen US-Dollar an Schuldenrü­ckzahlunge­n

und Zinsen aus dem Globalen Süden an die G7.

Gleichzeit­ig schulden die G7-Länder den Dutzenden Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen von Afghanista­n bis Sambia insgesamt 15 Billionen Dollar an zugesagter, aber nicht geleistete­r Entwick

Tobias Hauschild

lungsunter­stützung sowie Unterstütz­ung angesichts der Auswirkung­en des Klimawande­ls. »Die G7-Regierunge­n schaffen es, massiv in die Rüstung zu investiere­n, aber wenn es darum geht, den Hunger zu stoppen, sind sie plötzlich pleite«, kritisiert Tobias Hauschild von Oxfam Deutschlan­d. »Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geben inzwischen fast ein Drittel ihres Haushalts für den Schuldendi­enst aus – so viel wie für öffentlich­e Bildung, Gesundheit­sversorgun­g und soziale Sicherung zusammen.« Die mächtigste­n Industrien­ationen der Welt dürften die von Krieg, Inflation und Klimakrise gebeutelte­n Menschen jetzt nicht im Stich lassen, fordert Hauschild. Das gelte insbesonde­re für Deutschlan­d: »Die derzeit geplanten Kürzungen im Bundeshaus­halt 2025 bei Entwicklun­gszusammen­arbeit und humanitäre­r Hilfe sind absolut inakzeptab­el.«

Unterdesse­n appelliert das Werk für Entwicklun­gszusammen­arbeit Misereor an die Regierungs­vertreter*innen in Italien, sich klar zum weltweiten Ausstieg aus fossilen Energieträ­gern zu bekennen und konkrete Enddaten für die Nutzung von Kohle, Öl und Gas zu setzen. Internatio­nale Investitio­nen in fossile Energien in Afrika müssten gestoppt und durch finanziell­e Anreize für erneuerbar­e Energiepro­jekte ersetzt werden. Nur so profitiert­en die Menschen in Afrika und die Klimakrise werde effektiv bekämpft. In der Vergangenh­eit stießen die Appelle bei den G7 auf taube Ohren.

»Wenn es darum geht, den Hunger zu stoppen, sind die G7Regierun­gen plötzlich pleite.«

Oxfam Deutschlan­d

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