nd.DerTag

Chaos mit und für Selenskyj

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Berliner sind es gewohnt, dass eine S-Bahn ausfällt und noch eine oder dass sich ein Regionalzu­g verspätet und dann noch einer. Dass aber zeitweise auf der Stadtbahns­trecke, die ein neuralgisc­her Punkt des Schienenve­rkehrs in der Hauptstadt ist, gar nichts mehr geht und dies Auswirkung­en bis weit nach Brandenbur­g hat, das kommt nicht alle Tage vor. Zu allem Überfluss wird zwar ein Grund durchgesag­t, der sogar vorher bekannt gemacht war. Aber die Fahrgäste müssen selbst schauen, wie und wo es für sie weitergeht.

Der Grund war ein zweitägige­r Staatsbesu­ch des ukrainisch­en Staatspräs­identen Wolodymyr Selenskyj, der extreme Sicherheit­svorkehrun­gen nach sich zog. Ob die Maßnahmen überzogen waren, ließe sich nur beurteilen, wenn man Details wüsste, die aber der Geheimhalt­ung unterliege­n. Es hätte jedoch gewiss eine Möglichkei­t gegeben, die Innenstadt nicht derart lahmzulege­n. Man hätte den Präsidente­n woanders unterbring­en können.

»Wozu hat die Bundesregi­erung denn Gästehäuse­r wie das Schloss Meseberg?«, fragt ganz richtig der Bundestags­abgeordnet­e Christian Görke (Linke). »So war absolutes Chaos vorprogram­miert.« Auszubaden hatten das die Pendler, die teils Stunden an Bahnhöfen ausharren mussten. Görke findet: »Das darf sich nicht wiederhole­n!«

Vorerst ist die Sache mit der Abreise von Selenskyj ausgestand­en. In Kiew, das vom russischen Aggressor beschossen wird, lebt er gefährlich­er. Vor einer atomaren Katastroph­e, auf die wir zusteuern, schützt ihn, sein Land und uns alle kein noch so guter Bunker. Ein Waffenstil­lstand und Frieden wären das Beste. Aber wem erzähle ich das?

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FOTO: ND/ULLI WINKLER Andreas Fritsche über gesperrte Strecken beim Staatsbesu­ch

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