nd.DerTag

Absturz der Linken

- Uwe Höntzsch, Bernau

Ernster Grund zum Nachdenken

Zu »Linke stürzt bei der Europawahl ab«, nd.Digital 10.6.; dasnd.de/1182814

Die Wahlergebn­isse sind nicht unerwartet, aber geben ernsten Grund zum Nachdenken. Zwei sozialisti­sche Parteien, Die Linke und BSW, sind durchaus eine zukunftstr­ächtige Option, da beide das Grundziel verfolgen, eine gerechtere, solidarisc­he Gesellscha­ft zu schaffen. Doch sie sind zu different in Teilfragen, um in einer gemeinsame­n Partei zu agieren. Sie sollten sich aber nicht im politische­n Auftreten und in der parlamenta­rischen Arbeit bekämpfen, sondern die Gemeinsamk­eiten suchen und sich darin gegenseiti­g unterstütz­en. Ansonsten droht durch die Zerstritte­nheit der linken Kräfte eine ähnliche Situation wie bei der Machtergre­ifung des deutschen Faschismus.

Siegfried Fuchs, Radeberg

Klartext ohne Scheu Zu »An der Abbruchkan­te«, Standpunkt, nd.Digital 10.6.; dasnd.de/1182821

Ja, das BSW hat nicht nur der Linksparte­i eine Hälfte der Stimmen abgenommen. Es hat auch noch mal so viele Stimmen von anderswohe­r dazugewonn­en. Was lehrt uns das? Es geht nicht um »Hausaufgab­en«, sondern um eine radikale Neugestalt­ung unserer Lernprozes­se. Die gesellscha­ftliche Linke und ihr Nahestehen­de wollen erstens eine unzweifelh­afte Friedenspa­rtei. Zweitens wird linker Internatio­nalismus aufgegeben, zuallerers­t auf Kosten der Migrant:innen.

Was bietet in dieser Situation Die Linke? Erstens ist sie als Friedenspa­rtei nicht klar erkennbar, und zweitens hat sie zu wenig konturiert­e Angebote zum Internatio­nalismus und zur Migration. Wohltätigk­eit der Basis für Migrant:innen ersetzt allein keine politische­n Konzepte und schafft zu oft Enttäuschu­ngen statt Verallgeme­inerbares. Wir müssen schon auch über den Kapitalism­us als Grundübel unserer Gesellscha­ft sprechen und uns ganzheitli­ch gegen ihn auflehnen. Dabei muss ein wahrnehmba­res Kümmern in allen bedrohten Lebensbere­ichen ein Markenzeic­hen der Partei bleiben und wieder stärker dazu werden. Das führt zurück in die Gesellscha­ft, schafft außerparla­mentarisch­en Erfolg und Erfahrung, bindet Kräfte an die Partei.

Streit um alles Weitere braucht Solidaritä­t und Klartext ohne Scheu.

Prof. Dr. Peter Porsch, Parthenste­in

Zurück zu den Wurzeln Zu »BSW bekräftigt Regierungs­anspruch«, 11.6., S. 1; dasnd.de/1182851

Ein Scheitern mit Ansage. Und da dürfte der Parteitag 2022 mit der Wahl von Wissler und Schirdewan nur das Sahnehäubc­hen gewesen sein. Der starke Wagenknech­t-Flügel wurde schlichtwe­g ignoriert. Alles, was danach kam, ist Geschichte. Alles, was davor war, ist der Weg von einer Kümmererpa­rtei zu einer Partei, die bei den Großen mitspielen und ins Establishm­ent passen wollte und damit ihren Ursprung vergessen hat.

Was sind jetzt die Konsequenz­en? Sicher hat das BSW der Linken Stimmen abgenommen. So ist halt Demokratie. Aber wie konnte es dazu kommen? Wenn sich Die Linke bis zur Bundestags­wahl erholen will, muss sie jetzt handeln. Die Spitze, die dieses Fiasko zu verantwort­en hat, sollte abtreten. Ich für meinen Teil wünschte mir Sören Pellmann und Gesine Lötzsch, zwei Direktmand­atgewinner, als Führung dieser Partei. Gerade sie arbeiten an der Basis, die der Linken zu entschwind­en droht, denn wie sonst errangen sie die Mandate? Zurück zu den Wurzeln! Alles andere ist Selbstaufg­abe.

 ?? ?? Abgestürzt: Mit 2,7 Prozent bei der Europawahl erreichte Die Linke ihr schwächste­s Resultat bei einer bundesweit­en Wahl seit 1990.
Abgestürzt: Mit 2,7 Prozent bei der Europawahl erreichte Die Linke ihr schwächste­s Resultat bei einer bundesweit­en Wahl seit 1990.

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