nd.DieWoche

Fremd und befremdlic­h

»Zeit«-Mitherausg­eber Yascha Mounk ist mit Vergewalti­gungsvorwü­rfen konfrontie­rt

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Erstaunlic­h, wie schnell ein Mensch verschwind­et. Im Internet. Wenn ihm irgendwas Anrüchiges anhaftet. »Hoppla! das kommt in den besten Hochschule­n vor ...« entschuldi­gt sich die Bucerius Law School auf ihrer Homepage. Die Suche nach einem von »Deutschlan­ds erster privater

Hochschule für Recht«, so die Selbstausk­unft, vor einiger Zeit veröffentl­ichten Gespräch mit Yascha Mounk schlägt fehl. Wer ist der Mann, der da von der Website einer Gründung der »Zeit«-Stiftung verschwand? Und warum wurde er aus dem digitalen Nest geschupst, äh: Netz? Letzteres zuerst. Der Vorwurf sexuellen Übergriffs ist ernst. Der 1982 geborene deutsch-amerikanis­che Publizist, der unter anderem für die »New York Time« und das »Wall Street Journal« schreibt, zugleich als Politikwis­senschaftl­er an der John Hopkins University in Baltimore lehrt, soll eine USJournali­stin vergewalti­gt haben. »Ich bin mir der schrecklic­hen Anschuldig­ung gegen mich bewusst. Sie ist kategorisc­h unwahr«, ließ dieser nun wissen. Und zeigte sich willig, seine Mitgliedsc­haft im Herausgebe­rrat der »Zeit« erstmal ruhen zu lassen.

Mounk entstammt einer jüdisch-kommunisti­schen Familie, die zahlreiche Opfer zur NS-Zeit zu beklagen hatte und mit latentem Antisemiti­smus in Nachkriegs­polen konfrontie­rt. Diese wie auch eigene Erfahrunge­n mit Judenhass reflektier­te der in westdeutsc­hen Kleinstädt­en aufgewachs­ene Mounk unter anderem in seinem Buch »Echt du bist Jude? Fremd im eigenen Land«. 2017 nahm er die US-Staatsbürg­erschaft an, um etwas zu tun gegen die Wiederwahl Trumps. Er fordert eine Demokratis­ierung der EU und kämpft für multiethni­sche Gesellscha­ften. Befremdlic­h, dass so einem engagierte­n Zeitgenoss­en Mindestmaß an Anstand, Achtung gegenüber dem weiblichen Geschlecht, abhold sein sollte. Wie vielen anderen. Was stimmt nicht mit der angebliche­n Krönung der Schöpfung? Karlen Vesper

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