Das Fotoprojekt von Henning Heide gibt Einblicke in den Stationsalltag einer Krebsstation am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Am 15. Februar ist Weltkinderkrebstag. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 2200 Kinder bis zu ihrem 18. Lebensjahr an Krebs, davon etwa 160 in Hamburg und Umgebung. Das Kinderkrebs-Zentrum Hamburg ist eines der größten in Deutschland, pro Jahr werden dort etwa 600 Kinder stationär und ambulant behandelt. Die Therapie kann Wochen oder Monate dauern und macht eine Vielzahl von Klinikaufenthalten nötig – die Station wird für die Familien dabei zu einem Zuhause auf Zeit.
Insgesamt 42-mal begleitete ich 2019/20 an jedem Donnerstag mit meiner Kamera das Leben auf der Station der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie in all seinen Facetten. Ich eignete mir mehr Fachwissen über die Krankheiten an, als ich es mir anfangs gewünscht hatte. Nichts davon kann man nach dem Fotografieren wegstecken wie eine Kamera, Speicherkarten oder Festplatten. Kein Donnerstag, an dem das Fotografieren und das Erlebte nicht noch nachwaberte wie Nebel, die erst verschwunden waren, als genug Licht und Zeit dazwischenkamen.
Wenn ich donnerstags im KinderkrebsZentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) fotografierte, wusste ich nie, was passieren wird, kannte oftmals keines der Kinder und konnte nicht ahnen, wie die Eltern auf unsere Anfrage und Vorstellung reagieren würden. Gab es an dem einem Tag nur einen Besuch im Musikzimmer zu fotografieren, stand ich in der nächsten Woche plötzlich bei einer Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser) mit im Raum. Neben mir wurden Kinder sediert und haben Eltern geweint. Ich war bei der Verkündung schlechter Nachrichten sowie den Entlassungen am Ende des letzten Therapieblocks dabei. Ich traf einen Jungen sechs Tage nach seiner ersten Diagnose und fotografierte andere Kinder, bei denen bereits feststand, dass eine Therapie nicht mehr dauerhaft lebenserhaltend anschlagen wird.
Die Schwere des Themas verbot fast eine Ausstellung oder ein dickes CoffeeTable-Book, welches man sich nach Feierabend bei einem Glas Wein zur Entspannung anschaut. Auch wenn sich schon zu Beginn abzeichnete, dass in den Fotos auch Leichtigkeit liegen würde, war uns allen trotzdem immer klar, dass etwas, was fotografisch noch nicht so ausgiebig gezeigt wurde, etwas Bedrückendes haben kann.
Bereits ein Jahr, bevor die Situation der Pflegekräfte in Krankenhäusern durch die Pandemie zu einem medialen Thema wurde, bekam ich einen tiefgehenden, nachhaltigen Eindruck davon, was Menschen auf der Station im Kinder-UKE leisten, oftmals angetrieben von Idealismus und Empathie. Diese Fotografien sind in enger Kooperation mit der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg entstanden. Sie sind kein Projekt über den Tod, sondern ein Projekt über das Leben, zu dem der Tod gehört. Sie sind damit aber auch ein Projekt über Hoffnung, Rückschläge, Liebe und Vertrauen.
Zweieinhalb Jahre später trafen die beiden sich erneut, diesmal auf dem Fußballplatz und fast vollständig geheilt Im Februar 2019 fotografierte Henning einen ihm unbekannten Jungen bei der Magnetresonanztomografie und in den kommenden Stunden im Aufwachraum. Es war eines der ersten Einsätze des Fotografen im UKE und bis zum Ende der beeindruckendste