Hurrikane sprengen die Skala
Da Wirbelstürme mit immer stärkeren Winden verbunden sind, schlagen Forscher eine neue Kategorie 6 vor
Mehr als 100000 Delfine, Schweinswale und Kleinwale werden nach Schätzungen von Tierschützern weltweit pro Jahr getötet. Zu vermuten seien noch weitaus höhere Zahlen, die Dimension lasse sich aber nicht genau abschätzen, teilte Sandra Altherr, Biologin und wissenschaftliche Leiterin bei der Tierschutzorganisation Pro Wildlife, mit. Gemeinsam mit Whale and Dolphin Conservation (WDC) erarbeitete die Organisation eine neue
Analyse zum Delfinfang. Die Jagd auf die Tiere treibe einige Populationen an den Rand des Aussterbens, so die Tierschutzorganisationen. Gründe für den verstärkten Delfinfang seien, dass Delfine in bestimmten ärmeren Regionen fehlenden Fisch als Mahlzeit ersetzten und dass sie auch vermehrt als Fischköder eingesetzt würden. Auch als »Konkurrenten« um schwindende Fischbestände würden Delfine und Kleinwale bekämpft. dpa/nd
Die Stärke tropischer Wirbelstürme in den vergangenen Jahren sprengt nach Ansicht von zwei Forschern die derzeit übliche Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala.
Bislang reicht diese bis zur Kategorie 5, die Wirbelstürme mit Windgeschwindigkeiten ab 70 Metern pro Sekunde, das heißt 252 Kilometer pro Stunde, umfasst. In den vergangenen Jahren hätten jedoch mehrere tropische Wirbelstürme eine Windstärke von über 86 Metern pro Sekunde gehabt, schreibt das Team im Fachjournal »PNAS«. Das entspricht über 309,6 Kilometern pro Stunde.
Eine Analyse von Daten aus den Jahren 1980 bis 2021 ergab nach Angaben der Autoren, dass fünf Stürme in die neue hypothetische Kategorie 6 eingestuft worden wären. Alle diese Stürme seien in den letzten neun Jahren der Datenreihe aufgetreten, schreiben Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Berkeley und James Kossin von der University of Wisconsin-Madison.
Ein Grund für die Steigerung sei der Klimawandel und der damit einhergehende Anstieg der Meerestemperaturen. Dieser liefere zusätzliche Wärmeenergie für die Hurrikans, die somit stärker werden könnten.
Der stärkste der fünf Wirbelstürme, Hurrikan »Patricia«, trat 2015 im Ostpazifik auf und traf in Mexiko auf Land. Die übrigen vier waren Taifune, wie tropische Wirbeltürme in der Nordwestpazifik-Region genannt werden. Darunter war »Haiyan«, der 2013 auf stark bevölkerte Inseln der Philippinen traf und die meisten Toten dieser fünf Wirbelstürme verursachte.
Ältere Klimamodellierungen ergaben nach Auskunft der Forscher, dass das Risiko von Wirbelstürmen der hypothetischen Kategorie 6 in der Region der Philippinen um 50 Prozent steigt, wenn die globale Erwärmung zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Im Golf von Mexiko verdopple sich die Zahl dann sogar.
Für viele Faktoren der Zerstörung sei die windbasierte Skala zwar nur am Rande relevant, schreiben die Forscher. Dennoch bleibe sie ein wichtiges Kriterium für die Risikowarnung.
Die Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala wurde in den frühen 1970er-Jahren in den USA eingeführt. Seit 2010 werden die Winde in zehn Metern Höhe gemessen. Während Wirbelstürme sehr langsam ziehen, sind ihre rotierenden Winde sehr schnell. dpa/nd