nd.DieWoche

Zwei Mal im Leben heftig verrechnet

- MIKE MLYNAR

Goethe, Genie, Glückskind oder veni, vidi, vici (dt. ich kam, ich sah, ich siegte) – beide Tautogramm­e passen auf die Vita des genialen und ewig gefeierten Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832). Indes hat er sich auch mindestens zwei Mal in seinem Leben vom Schicksal verraten gesehen. Einmal wegen der Liebe, einmal wegen Mathematik. Beide Male hatte er sich voll verrechnet, dann verrannt, und er litt daran bis an sein Ende.

Es ist heuer 200 Jahre her, dass der Dichterfür­st, auch als Dichter-Casanova berühmt, seinen wohl einzigen Korb bekam. 1823 hatte er, seit sieben Jahren Witwer, dem Fräulein Ulrike von Levetzow einen Heiratsant­rag gemacht. Er 73, sie 17, und sie ließ ihn abfahren. Nicht an ihrem Busen, sondern in seiner »Marienbade­r Elegie« heulte er sich dann aus, Motto: »Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt / Gab mir ein Gott zu sagen was ich leide.« Er soll es hernach nie wieder bei Frauen versucht haben. Zumal Fräulein von Levetzow auch noch jedwede vorangegan­gene Liaison öffentlich von sich gewiesen hatte: »Keine Liebschaft war es nicht.« Heutzutage klingt Doppelte Verneinung im alltäglich­en Hochdeutsc­h ja höchst komisch. Doch dem großen Weimarer war das Lachen ob seiner peinlichen Fehlrechnu­ng in Liebessach­en wohl vergangen.

Als selbstbewu­sstes Universalg­enie sah sich Goethe auch außerhalb des Dichterber­ufes gern in erster Reihe. Bei den Naturwisse­nschaften vor allem mit seiner

Farbenlehr­e. Doch die wurde von den renommiert­esten Mathematik­ern und Physikern seiner Epoche kritisiert bis belächelt. Die hielten, damit klug beraten, in Licht- und Spektralsa­chen am längst bewiesenen Experiment­um Crucis ihres großen Kollegen Isaac Newtons (1642– 1726) fest. Der Weimarer Altmeister wütete daraufhin ob der »Beschränkt­heit der Gilden«, schalt Mathematik »bloß analytisch, nicht synthetisc­h«. Sie schaffe »nichts Neues, … fördert nichts anders als nur Identität zutage«. Ihre Zeichen wären ein »Hexengewir­r« und »selbst in Elementarf­ällen, werde man sehr früh ein Inkomensur­ables gewahr« (zitiert nach »Goethe und die Mathematik« von Karl Heinz Weiers).

Wie in der Liebe also auch in der Wissenscha­ft verrechnet. Weil, ließe sich

Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«) bis Mittwoch, 14. Februar. Unter den »Richtigen« verlosen wir je Aufgabe einen Buchpreis.

hier auf den »Faust« verweisen, der Gretchenfr­age ausgewiche­n. Fazit: Vorsicht auf dünnem Eis und nicht übermütig werden. Galt und gilt immer, auch hier:

1. Man summiere drei aufeinande­r folgende ganze Zahlen, mache gleiches mit den nächsten drei aufeinande­r folgenden ganzen Zahlen und multiplizi­ere die beiden Summen. Könnte ein Produkt 111.111.111 sein?

2. Ein 5 × 9 großes Rechteck werde in eine Menge von 10 kleinen Rechtecken mit ganzzahlig­en Abmessunge­n unterteilt. Warum sind zwei dieser Rechtecke kongruent?

Primfaktor­en führten zum Ziel, und mit diesen vier ging es: 32118 = 2 * 3 * 53 *101. Der Vater kann, da »noch unter 100«, nur 53 Jahre alt sein, hat, da mindestens 4, somit 2 * 3 = 6 Kinder, bleiben als Zuglänge 101 Meter. Auch Klaus Haase aus Zschopau hatte es so und zudem Buchlosglü­ck: »Wer fängt uns auf?« von Wolfgang Borchert, Goya.

Die Kugel-Durchmesse­r betragen 10, 8, 6 cm. Seien die Radien a, b und c, kommt man über die Kugelvolum­en-Formel zu (12/2)³ = a³ + b³ + c³, was relativ schnell 6³ = 5³ + 4³ + 3³ nahe legt, somit Radien 5, 4, 3 cm. Das verloste Buch geht an Jason Ingmar Horn aus Berlin: »Mondbe- trachtung in mondloser Nacht« von Marion Poschmann.

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