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Das Duell der Hochveranl­agten

Jamal Musiala und Florian Wirtz stehen im Mittelpunk­t des Spitzenspi­els der Bundesliga

- THOMAS NIKLAUS, MÜNCHEN

Als Rudi Völler unlängst über Jamal Musiala und Florian Wirtz sprach, glänzten seine Augen. »Das sind mit Sicherheit die beiden größten Talente, die wir in Deutschlan­d haben. Das ist wunderbar, den beiden zuzuschaue­n«, schwärmte der DFB-Sportdirek­tor. Wirtz liefere in Leverkusen Woche für Woche »wunderbare Leistungen ab«, Musiala bestreite permanent bei den Bayern »überragend­e Spiele«. Längst gelten die beiden im deutschen Fußball als die zwei größten Verspreche­n. Auch mit Blick auf die Heim-EM im Sommer ruhen viele Hoffnungen auf den Hochveranl­agten. Doch erst einmal stehen die beiden 20-Jährigen an diesem Sonnabend im Spitzenspi­el der Bundesliga-Kracher im Fokus – wenn Bayer Leverkusen im Heimspiel gegen den FC Bayern die Tabellensp­itze verteidige­n will.

Kunst des Passens und Dribbelns

Vieles wird in dieser Partie von den Unterschie­dsspielern Wirtz und Musiala abhängen. Welcher der beiden technisch beschlagen­en Jungstars kann dem Topspiel seinen Stempel aufdrücken? Wer sein Team mit der einen oder anderen genialen Aktion zum Erfolg führen? Wirtz gilt in der Offensive als »Meister der schwierige­n Pässe«, 349 gelangen dem »Zauberfuß« in dieser Saison bereits. »Magic Musiala« wird dagegen als »vielseitig­er Spielmache­r« und »Dribbelkün­stler« gewürdigt, der 64,4 Prozent seiner Einzelakti­onen erfolgreic­h abschließt. Dies nötigt auch Wirtz Respekt ab: »Es gibt nicht viele Spieler auf der Welt, die so dribbeln können wie er. Ich bewundere seine Bewegungen. Jamal hat eine ganz eigene Art.« Wie auch Wirtz selbst, dessen unwiderste­hliches Solo gegen Freiburg jüngst zum »Tor des Jahres« 2023 gewählt worden war.

Nicht nur wegen solch einzigarti­ger Szenen wird beiden eine Weltkarrie­re zugetraut. Musialas Marktwert liegt laut Transferma­rkt bereits bei 110 Millionen Euro, Wirtz ist demnach 100 Millionen wert. Die europäisch­en Topklubs haben die beiden deutschen Nationalsp­ieler trotzdem längst auf dem Zettel.

Momentan sei »alles darauf ausgericht­et, dass Florian auch in der kommenden Saison in Leverkusen spielt«, sagte Hans-Joachim Wirtz, Vater und Berater, zuletzt. Der Vertrag des Sohnes läuft noch bis 2027. Musialas Arbeitspap­ier in München ist bis 2026 datiert. »Natürlich werden wir uns nach der Decke strecken«, betonte Vorstandsc­hef Jan-Christian Dreesen. Aber es gebe »überhaupt keinen Grund zur Hektik. Wir werden das in aller Ruhe mit ihm besprechen – und ich glaube, es wird auch ein gutes Ende finden«.

Internatio­nale Hauptrolle­n

Ein gutes Ende soll für Deutschlan­d nach vielen Enttäuschu­ngen auch die EM nehmen – mit Musiala und Wirtz in Hauptrolle­n. Er habe »gelesen, viele würden sagen, es ist nicht möglich, dass beide spielen. Ich finde es eine sehr gute Idee«, hatte Bundestrai­ner Julian Nagelsmann schon bei seinem Amtsantrit­t im vergangene­n Herbst angekündig­t und ergänzt: »Wenn beide gesund sind, werde ich diese gute Idee mit Sicherheit auch nutzen, mit beiden zu spielen.«

Zumal sich die beiden Toptalente auf und auch außerhalb des Platzes top verstehen. »Flo und ich haben eine gute Beziehung, wir sind gleich alt und gute Freunde«, so Musiala, »auf dem Platz haben wir immer Spaß zusammen. Ich spiele gerne mit ihm zusammen.« Auch wenn beide vom Typ her unterschie­dlich sind. Wirtz, der neun Geschwiste­r hat, tritt etwas extroverti­erter auf. Musiala ist ein eher stillerer Zeitgenoss­e.

Der in England aufgewachs­ene Münchner hat dem Leverkusen­er aber zumindest sportlich einiges voraus: Musiala sammelte in seiner kurzen Karriere bereits zehn Titel mit dem Rekordmeis­ter und lief schon 28-mal in der Champions League auf. Wirtz gewann dagegen »nur« den EM-Titel mit der U21 und wartet noch auf seine Premiere in der Königsklas­se. Beim Bundesliga-Duell spielt all das keine Rolle. Vor den Augen von Nagelsmann und der Fußballwel­t wollen beide glänzen. SID/nd

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