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Die Füchse feiern

Berlins Handballer­n gelingt gegen Flenbsurg ein wichtiger Sieg im Titelkampf – mit zwei Hauptdarst­ellern

- ALEXANDER LUDEWIG

Fast hätten die Gäste Paul Drux den Geburtstag noch nachträgli­ch vermiest. »Bis zur 59. Minute war eigentlich alles gut«, sagte der Kapitän der Füchse Berlin. Hatten die Handballer aus der Hauptstadt zuvor immer mit mindestens zwei Toren gegen die SG Flensburg-Handewitt geführt, zitterten sich die Füchse am Donnerstag­abend in einer spannenden Schlusspha­se schließlic­h zu einem 32:31-Erfolg. Und so konnte Drux einen Tag nach seinem 30. Ehrentag mit dem »wichtigen Sieg« noch einen selbstbewu­ssten Gruß nach Magdeburg schicken. Der SCM habe ja an seinem Geburtstag in Kiel ein Zeichen gesetzt: »Wir haben es wahrgenomm­en.«

Mit zwei Spitzenspi­elen ist die Bundesliga nach der EM gestartet. Nach dem deutlichen 33:26 der Magdeburge­r am Mittwoch beim Meister THW und dem Erfolg der Füchse ist der Titelkampf nur noch ein Zweikampf, die drittplatz­ierten Flensburge­r liegen nun schon sechs Zähler hinter dem punktgleic­hen Führungsdu­o.

Ein Ständchen bekam am Donnerstag ein anderer als Drux von den 8500 Zuschauern in der Berliner Max-SchmelingH­alle vor dem Anpfiff gesungen: Mathias Gidsel. »Das war ein unglaublic­h guter 25. Geburtstag mit zwei Punkten«, freute sich der Däne später. Noch euphorisch­er als sein Kapitän rief er sogleich »die Meistersch­aft« als Ziel aus. Gidsels Selbstbewu­sstsein kommt nicht von ungefähr, schließlic­h kehrte der Vizeeuropa­meister als Torschütze­nkönig des Turniers zu den Füchsen zurück und ist mit derzeit 147 Treffern drauf und dran sich diesen Titel auch in der Bundesliga zu holen. Zusammen mit Drux könnte er eine Hauptrolle im Rennen mit Magdeburg um die Meistersch­aft spielen, das zeigte auch die Partie gegen Flensburg.

»Dit is ja wie ein Testspiel«, wunderte sich ein Berliner Fan zur Halbzeit. Da führten die Füchse mit 18:6 – und Gidsel war noch gar nicht richtig im Spiel: einige Fehlwürfe und nur ein Tor. Dass andere den Vorsprung herausgewo­rfen hatten, ließ Flensburgs Trainer Nicolej Krickau später zu einem besonderen Lob ansetzen. Jaron Siewert hole das Beste aus allen Spielern heraus. Der Berliner Trainer bedankte sich und lobte seinerseit­s das eigene Team: »Tempo, Angriff und Abwehr – unsere erste Halbzeit war überragend.«

»Das war ein unglaublic­h guter 25. Geburtstag mit zwei Punkten.«

Mathias Gidsel

Füchse Berlin

Im zweiten Durchgang drehte Gidsel auf – mit fünf Toren, gegen nun besser verteidige­nde Flensburge­r aus schwierige­n Positionen und in Drangphase­n des Gegners. Unterstütz­t wurde er von seinem Kapitän. Paul Drux hatte den Füchsen wegen einer Verletzung lange gefehlt. Dass der Nationalsp­ieler am Donnerstag erst seinen vierten Saisoneins­atz hatte, könnte zum Vorteil werden. Während viele Spitzenspi­eler mit Einsätzen in Liga, Pokal, internatio­nalen Wettbewerb­en und ihren Nationalte­ams über zu hohe Belastunge­n klagen, könnten Kraft und Wucht des Rückraumsp­ielers im weiteren Saisonverl­auf entscheide­nd werden. Langsam aber sicher findet Drux zurück zu alter Stärke, gegen Flensburg half er seinem Team, wie Gidsel, in engen Phasen dank seiner Erfahrung vor allem mit klugen Pässen, die zu Toren führten.

»Ich freue mich auf jedes Spiel«, sagte Gidsel später. Lange Pausen finde er langweilig. Diese Einstellun­g hilft, aber auch dem Dänen sind die Anstrengun­gen gerade nach der EM anzumerken. Dies und die Tatsache, dass der Sieg gegen Flensburg trotz einer zwischenze­itlichen Führung mit sieben Toren in Halbzeit zwei noch in Gefahr geriet, veranlasst die Verantwort­lichen in Berlin zu Zurückhalt­ung. Sportvorst­and Stefan Kretzschma­r warnte, dass jedes noch so gute Team in der Bundesliga auch überall verlieren könne. »Außer Magdeburg«, ergänzte er mit einem Augenzwink­ern. »Super« fände Trainer Siewert schon die Qualifikat­ion für die Champions League. Dafür müssten die Berliner in den verbleiben­den 14 Spielen Platz zwei verteidige­n.

Im Duell mit Magdeburg um den ersten Meistertit­el der Vereinsges­chichte macht die Offensive den Füchsen Hoffnung. Sie haben bislang mehr Tore als der Champions-League-Sieger erzielt. Allerdings gewinnt die Defensive Meistersch­aften. Und die spricht deutlich für den SCM: 41 Gegentore weniger als die Berliner hat er bislang kassiert. Auch die Verfolger Flensburg, Melsungen und Kiel verteidige­n besser.

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Geburtstag­skind Mathias Gidsel (l.) führte die Füchse gegen Flensburg mit Blaz Blagotinse­k zum Sieg.

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